Hochrechnung des Centrums für Hochschulentwicklung

Jeder zehnte deutsche Medizinstudierende ist im Ausland eingeschrieben

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Gesellschaft
Bei Diskussionen über den Ärztemangel bleiben die deutschen Studierenden im Ausland weitgehend außen vor. Dabei macht ihr Anteil an allen angehenden Ärzten hierzulande etwa zehn Prozent aus. Das zeigt eine aktuelle Hochrechnung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).

Mindestens 9.100 deutsche Medizintudierende sind im Ausland immatrikuliert. Das geht aus einer aktuellen CHE-Publikation hervor, die die Zulassungsbedingungen und Studienkosten für 97 nationale und internationale Medizinstudiengänge an europäischen Hochschulen aufführt.

Besonders beliebt: Österreich und Ungarn

Österreich und Ungarn gehören demnach zu den stark nachgefragten Ländern bei deutschen Medizinstudierenden im Ausland. 2022/2023 waren an österreichischen Hochschulen 2.543 deutsche Studierende in einem Medizinstudiengang eingeschrieben., in Ungarn waren es 2.018. Ebenfalls beliebt sind Bulgarien (1.229), Polen (698) und die Schweiz (760).

Eine Gesamtzahl der deutschen Medizinstudierenden in Europa zu berechnen, ist laut CHE nicht möglich, da die Zahlen für einige Länder, wie etwa Rumänien, Kroatien oder die Slowakei, nicht vorliegen, obwohl es auch dort internationale Angebote fürs Medizinstudium gibt. Die CHE-Forschenden gehen auf Grundlage der verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamts aber von mindestens 9.100 Studierenden aus. „Dies entspräche einem Anteil von mindestens zehn Prozent aller deutschen Medizinstudierenden insgesamt“, heißt es in der vorliegenden Untersuchung.

Die Gebühren sind in Tschechien und Ungarn am höchsten

Besonders groß sind die Unterschiede demnach bei den Studiengebühren. Während in Österreich keine Studiengebühren an den öffentlichen Universitäten anfallen, reicht die Preisspanne in anderen Ländern von etwa 3.000 bis zu 28.900 Euro pro Studienjahr. In Osteuropa betragen die Studiengebühren in Bosnien, Bulgarien und Rumänien im Schnitt unter 10.000 Euro jährlich. Deutlich teurer ist das Medizinstudium mit durchschnittlich 16.000 Euro in Tschechien oder Ungarn.

Die meisten internationalen Medizinstudiengänge in Südosteuropa werden in englischer Sprache angeboten, deutschsprachige Angebote gibt es unter anderem in Ungarn und Kroatien. Die Zulassung für einen Studienplatz erfolgt meist über einen kostenpflichtigen Aufnahmetest. Oft müssen für die Bewerbung auch Nachweise über sehr gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern sowie entsprechende Englischkenntnisse erbracht werden.

Nach ihrem Abschluss verschwinden die Ärzte vom Radar

„Über den Verbleib der deutschen Medizinabsolventinnen und -absolventen ist nahezu nichts bekannt“, sagt Gero Federkeil vom CHE und Erstautor der Hochrechnung. “Selbst die für die Anerkennung und Approbation zuständigen Länderbehörden in Deutschland haben hier nahezu keine flächendeckenden Informationen.“

Angesichts der anhaltenden Diskussionen über einen Ärztemangel in Deutschland sei es jedoch sinnvoll „sich auch einmal systematisch mit dem Teil jener Medizinstudierenden zu befassen, die durch ihr Auslandsstudium vom Radar verschwinden“, so Federkeil. Dies könnte „ein wichtiger Baustein bei der Behebung der Fachkräftelücke sein“.

Die Publikation „CHECK Medizinstudium in Europa – Angebote und Zugangsbedingungen für deutsche Studieninteressierte – Ausgabe 2025“ bietet einen Überblick über das internationale Angebot an Studiengängen der Humanmedizin für deutsche Studierende. Sie umfasst Informationen zum nationalen Medizinstudium an 42 Hochschulen in Österreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden. Darüber hinaus gibt es eine Darstellung für 55 Studienangebote in Ost- und Südosteuropa.

Federkeil, Gero; Friedhoff, Caroline; Braun, Richard: CHECK Medizinstudium in Europa - Angebote und Zugangsbedingungen für deutsche Studieninteressierte - Ausgabe 2025, Gütersloh, CHE, 2024, ISBN  978-3-911128-23-0, 127 Seiten

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