Medizin

Kaloriensteuer gefordert

sp/dpa
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Weil Eis, Burger, Sahnetorten, Chips & Co. die Ursache für starkes Übergewicht und schließlich Diabetes sind, fordern nun Verbände und Gesundheitsgruppen eine sogenannte Kaloriensteuer.

Diabetes-Verbände haben von der Politik erneut höhere Steuern auf ungesunde Lebensmittel gefordert. Grund sei die steigende Zahl von Zuckerkranken in Deutschland, inzwischen über sechs Millionen Menschen, teilte die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin mit. Eine Ernährung mit zu viel Zucker und Fettstoffen gilt als hohes Diabetesrisiko.

Die volle Mehrwertsteuer auf besonders ungesunde Produkte

Ein sinnvoller Weg könnte der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf besonders kalorienreiche und ballaststoffarme Produkte sein, sagte DDG-Geschäftsführer Dietrich Garlichs jetzt in Berlin. Neben dieser Zucker-Fettsteuer sollten gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse dagegen bewusst gering besteuert werden. Für viele Lebensmittel gilt bisher ein Steuersatz von sieben Prozent.

Jeden Tag erkranken in Deutschland heute nach DGG-Angaben mehr als 700 Menschen neu an Diabetes. Darunter sei eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen, die erst durch falsche Ernährung zuckerkrank wurde (Typ 2). Bei den über 70-Jährigen sei in Deutschland inzwischen fast jeder Dritte Diabetiker. Im Vergleich zum Typ-2-Diabetes kommt der Typ 1 wesentlich seltener vor. Zum Entstehen dieser Form tragen eine Fehlsteuerung des Immunsystems und erbliche Faktoren bei.

Vorbilder Alcopops und Zigaretten

Als Hauptargument für den bereits seit Jahren kontrovers diskutierten Steuerhebel nennt die DGG sichtbare Präventionserfolge bei Alcopops und Zigaretten. Nach Preissteigerungen seien diese Alkoholika weniger gefragt - und der Tabakkonsum von Teenagern erheblich gesunken, ergänzte Garlichs. Reine Appelle an die Bevölkerung, auf gesunde Ernährung zu achten und Übergewicht zu vermeiden, seien dagegen nachweislich gescheitert.

Zwei Drittel der Männer und jede zweite Frau in Deutschland ist nach DDG-Angaben heute übergewichtig - und hat damit auch ein Diabetes-Risiko. Zwischen 1998 bis 2011 seien die Erkrankungszahlen laut Robert Koch-Institut um 38 Prozent gestiegen.

Spätfolgen kommen alle teuer zu stehen

Die Spätfolgen können für die Betroffenen der chronischen Stoffwechselkrankheit hart sein: Es geht nicht allein um Tabletten und Insulin-Spritzen. Pro Jahr gibt es laut Gesellschaft 40.000 Amputationen, 2.000 Neuerblindungen und 2.300 neue Nierenkranke mit Dialyse durch Diabetes. Das alles verursacht auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem.

Der Bundesrat hat die Bundesregierung am 11. Juli aufgefordert, einen Nationalen Diabetesplan zu erarbeiten. Die Länderinitiative schlägt auch vor, noch in diesem Jahr ein Präventionsgesetz vorzulegen. Auch auf Ebene der EU und UN gibt es Bemühungen um mehr Vorbeugung.

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