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Kassen und Kliniken streiten über OP-Zahlen

eb/dpa
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Künstliche Knie, künstliche Hüften, Herz-OPs - wohl keiner lässt sich gern operieren. Bei vielen Patienten wäre es auch nicht wirklich nötig, kritisieren die Krankenkassen. Die Kliniken wehren sich.

Hunderttausende Patienten sind in Deutschlands Krankenhäusern in den vergangenen Jahren zusätzlich unters Messer gekommen. Die Meinungen über die Ursachen des Anstiegs bei den Operationen gehen zwischen Krankenkassen und Kliniken stark auseinander.

Unmittelbar vor Veröffentlichung einer Studie der AOK zum Thema versuchen die Krankenhäuser Zweifel über die Notwendigkeit vieler kostspieliger Eingriffe zu zerstreuen. Eine neue Untersuchung im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft kommt zu dem Ergebnis, dass es zwar deutlich mehr Operationen gebe. Der Anstieg rühre aber von der Zunahme der Zahl der Älteren und vom medizinischen Fortschritt her.

"Ökonomische Fehlanreize lassen sich nicht leugnen"

"Eine generelle Diffamierung der Krankenhausmitarbeiter und eine haltlose Verunsicherung vieler Patienten sind folglich zurückzuweisen", heißt es in der Erhebung des Deutschen Krankenhausinstituts. 

Zwar seien ökonomische Fehlanreize nicht zu leugnen.Doch gerade bei den in die Kritik geratenen zahlreichen künstlichen Hüft- und Kniegelenken sowie den Herzschrittmachern und Herzkatheder-Eingriffen gebe es eine solide Indikationsstellung. Die Ärzte ordneten diese Eingriffe also nicht willkürlich an, so das Krankenhausinstitut.

Behandlungsfälle steigen in vier Jahren um fast 18 Prozent

Die stärksten Steigerungen gibt es laut dieser Erhebung bei Therapien des Muskel-Skelett-Systems und des Kreislaufsystems. Von 2007 bis 2011 gab es hier 532.000 zusätzliche, nach dem Standardverfahren abgerechnete Fälle. Insgesamt seien die Behandlungsfälle in dem Zeitraum um 6,7 Prozent auf 17,7 Millionen pro Jahr gestiegen. 

Zwei von drei Patienten würden von niedergelassenen Ärzten überwiesen, die meisten anderen kämen als Notfälle ins Krankenhaus. Dort gelte das Mehraugenprinzip, nach dem ein Arzt nicht alleine entscheide.

AOK: Viele OPs werden nur zur Einnahmensteigerung erbracht

Viele der Operationen seien unnötig und würden nur erbracht, damit die Kliniken ihre Einnahmen verbesserten, kritisierten am Freitag in Berlin die Herausgeber des von AOK-Bundesverband und Wissenschaftlichem Institut der AOK (WIdO) erstellten AOK-Krankenhausreports. Laut des Berichts kamen allein 2011 300.000 Behandlungen dazu. 

Die Häfte des Zuwachses entfällt demnach auf Leiden des Muskel-Skelett-Systems, des Kreislaufsystems und der Harnorgane. Die Zahl der Wirbelsäulenoperationen hat sich bei AOK-Versicherten zwischen 2005 und 2010 mehr als verdoppelt. Patienten kämen öfter unters Skalpell als nötig, sagte AOK-Vorstand Uwe Deh. 

Starke Zunahme bei Wirbelsäulen-OPs

Es gebe besonders dort starke Zuwächse, wo die Eingriffe Gewinn versprächen, sagte WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. Durch das Älterwerden der Gesellschaft sei nur ein Drittel des Anstiegs erklärbar.

"Den ökonomischen Fehlanreizen kommt eine ganz gewichtige Rolle zu", sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Fritz Uwe Niethard. So bringe eine typische Wirbelsäulen-OP einer Klinik 12.000 Euro ein. Dafür könnten 100 Jahre Behandlung ohne OP bezahlt werden. Bei AOK-Versicherten hat sich die Zahl der Wirbelsäulenoperationen zwischen 2005 und 2010 mehr als verdoppelt.

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