Bundesregierung antwortet auf Kleine Anfrage der FDP zu Ärztezahlen

"Keine gravierende Ungleichverteilung bei der Versorgung!"

pr/pm
Bei der ambulanten ärztlichen Versorgung in Ballungsgebieten und auf dem Land sei bisher keine gravierende Ungleichverteilung zu erkennen, antwortet die Bundesregierung auf Fragen der FDP. Probleme gibt es jedoch bei der Nachbesetzung von Arztsitzen.

Die FDP-Fraktion wollte von der Bundesregierung wissen, wie es zahlenmäßig um die Ärzteschaft bestellt ist und hatte dazu eine Kleine Anfrage gestellt. In ihrer Antwort (Bundestags-Drucksache 19/9898) betonte die Bundesregierung, dass bislang im Verhältnis zwischen der ambulanten Versorgung in Ballungsgebieten und in ländlichen Gebieten eine gravierende Ungleichverteilung von Versorgungsangeboten im Verhältnis zur Verteilung der Einwohnerzahlen nicht durchgängig zu erkennen sei.

Gleichwohl werde immer häufiger über Probleme bei der Nachbesetzung von Arztsitzen im ländlichen Raum berichtet. Die Bundesregierung weist darauf hin, dass sie bereits in den vergangenen Legislaturperioden mit einer Vielzahl von Maßnahmen auf die Stärkung der ländlichen Versorgung hingewirkt hatte.

Neue Impulse sieht die Bundesregierung durch das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) und verweist auf verschiedene Maßnahmen, um die niedergelassenen Ärzte in ihrer Berufsausübung zu unterstützen: Dazu zählt für sie das erweiterte Sprechstundenangebot von Vertragsärzten, das unter anderem durch Verbesserungen in der Vergütung ambulanter ärztlicher Leistungen gefördert werde.

Ferner würden Regressrisiken und Bürokratieaufwand im Bereich der Wirtschaftlichkeits- und Abrechnungsprüfungen reduziert. Auch die Weiterbildungsförderung wurde laut Auffassung der Bundesregierung gestärkt und die Rahmenbedingungen für die Versorgung in medizinischen Versorgungszentren (MVZ), die für viele Ärzte eine attraktive Form der Berufsausübung bieten, wurden weiterentwickelt.

Ullmann: „Ärztemangel ist ein Märchen“

Dem Ärztemangel in Deutschland und der daraus folgenden Forderung nach mehr Studienplätzen widerspricht der FDP-Gesundheitspolitiker Prof. Dr. Andrew Ullmann, der auch einer der Fragesteller war. Ullmann: „Der Ärztemangel ist ein Märchen. Heute haben wir so viele berufstätige Ärztinnen und Ärzte wie nie zuvor. Es sind 140.000 mehr als noch im Jahr 1992 und die Zahl steigt stetig. Die Zahlen zeigen aber auch eine Fehlalllokation im Bereich der ärztlichen Versorgung.“

Die Bundesregierung will weiterhin genau beobachten, wie sich das Angebot und die Nachfrage nach ärztlichem Personal entwickelt, um frühzeitig weitere Maßnahmen zur Erhöhung des Versorgungsangebots einleiten zu können.

Die FDP wollte von der Bundesregierung auch Gründe erfahren, weshalb die Anstellungsverhältnisse bei Ärzten gestiegen sind. Insbesondere eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privatleben ist laut Bundesregierung für junge Ärztinnen und Ärzte ein entscheidendes Kriterium für ihre Berufszufriedenheit.

Viele junge Ärzte sehen demnach in einer Angestelltentätigkeit größere Chancen, dies zu verwirklichen. Nach Einschätzung der Bundesregierung handelt es sich bei der Forderung nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben um einen gesamtgesellschaftlichen Trend, der sich nicht auf die Ärzteschaft beschränkt. Darüber hinaus geht die Bundesregierung davon aus, dass viele Ärzte ein Anstellungsverhältnis in der Phase des Berufseinstiegs wählen, um sich ohne die mit der Niederlassung verbundenen Verpflichtungen bestmöglich in den ärztlichen Arbeitsalltag einzufinden und zu qualifizieren.

Zum Hintergrund der Anfrage

Die FDP ging mit ihren Fragen von der Tatsache aus, dass vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren wegen einer Zunahme langzeitarbeitsloser Ärztinnen und Ärzte von einer „Ärzteschwemme“ gesprochen wurde. Seit Beginn der 2000er wird zunehmend von einem „Ärztemangel“ berichtet und mit der Forderung nach einem Ausbau von Studienplätzen verbunden, die wie die ärztliche Aus- und Weiterbildung Sache der Länder und nicht des Bundes ist.

Hier einige ausgewählte Zahlen und Tabellen aus der Antwort der Bundesregierung an die FDP (die Daten stammen aus diversen Quellen: Ärztestatistik Bundesärztekammer, Bundesarztregister der KBV, Statistik der Bundesagentur für Arbeit):

 

Berufstätige Ärztinnen und Ärzte:

Die Bundesregierung fächert die Zahlen auch nach Altersgruppen auf:

·         Im Jahr 2017 gab es in Deutschland 179 585 berufstätige Ärztinnen und Ärzte, die älter als 50 Jahre waren.

·         Im Jahr 2017 gab es in Deutschland 71 026 berufstätige Ärztinnen und Ärzte, die älter als 60 Jahre waren.

·         Im Jahr 2017 gab es in Deutschland 72 790 berufstätige Ärztinnen und Ärzte, die jünger als 35 Jahre waren.

 

Freiberufliche Vertragsärzte und Psychotherapeuten in Teilzeit, Zählung nach Köpfen, alle Altersgruppen:

Angestellte teilzeitbeschäftigte Ärztinnen und Ärzte in Deutschland zum 30. September 2018:

Freiberufliche Vertragsärzte und Psychotherapeuten in Teilzeit, Zählung nach Köpfen im Jahr 2018:

An der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmende Ärzte und Psychotherapeuten nach Praxisform, Zählung nach Köpfen:

An der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmende Ärzte und Psychotherapeuten in Anstellung, Zählung nach Köpfen:

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