KI kann Lächeln richtig einschätzen
Das Team um Prof. Dr. Georg W. Alpers und Dr. Tim Höfling hat mit anderen Hochschul-Gruppen eine Serie von Experimenten durchgeführt, in der die Messgenauigkeit der KI und ihre Potenziale für verschiedene Anwendungen ausgelotet wurden. Ergebnis: Während die Technologie intensive und besonders standardisierte Gesichtsausdrücke sehr gut erkennt, ist offen, ob sie auch natürlichere emotionale Reaktionen in Gesichtern gut messen kann.
So können KI-Algorithmen beinahe so gut wie der Mensch auch weniger standardisierte emotionale Gesichtsausdrücke erkennen, die von Schauspielern dargestellt wurden. Stellten normale Menschen in einem typischen Laborsetting intensive Gesichtsausdrücke dar, funktionierte das ähnlich gut. Selbst spontane emotionale Reaktionen - zum Beispiel als Reaktion auf ein angenehmes Bild - können gemessen und ausgewertet werden.
schwache emotionale Reaktionen erkennt die Maschine nicht
Allerdings sind die Algorithmen noch nicht empfindlich genug, um schwache emotionale Reaktionen zu erkennen – erst recht nicht, wenn Menschen ihre Mimik kontrollieren oder unterdrücken. Solche emotionalen Reaktionen, bleiben für die Software bisher unerkannt und sind nur im biopsychologischen Labor mittels einer direkten Ableitung von Gesichtsmuskeln messbar.
Künftig ist eine kontaktfreie Messung der Emotionen möglich
Die Studien zeigen den Wissenschaftlern zufolge aber, dass die Technologie der Mimikerkennung ein großes Pozential für die psychologische Forschung und ihre Anwendungsfelder hat. So könnten künftig Forschende ohne eine aufwendige Befragung oder Beobachtung ihrer Probanden Gefühlsausdrücke am Gesicht ablesen. Dies ist demnach besonders interessant für sensible Patientengruppen, bei denen eine aufwendige Verkabelung schwierig ist. Die Technologie ist auch für die Online-Forschung geeignet, die gerade in Zeiten einer Pandemie besonders bedeutsam ist.
Allerdings zeigen die Studien auch die Grenzen der Technologie auf: „So lange die Empfindlichkeit der Computerprogramme noch begrenzt ist, können etabliertere Forschungsmethoden noch nicht ganz ersetzt werden“, resümiert Studienleiter Höfling. Die Forschenden machen zudem darauf aufmerksam, dass ethische Aspekte nicht übersehen werden dürfen, da solche Algorithmen auch missbräuchlich für wirtschaftliche oder politische Interessen eingesetzt werden könnten.