Proejkt der Westsächsischen Hochschule Zwickau

KI soll verhindern, dass OP-Material im Körper zurückbleibt

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Medizin
An der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) wurde ein neues KI-basiertes Assistenzsystem entwickelt, das Operationsteams bei der Zählkontrolle unterstützen und dadurch die Patientensicherheit verbessern soll.

Jährlich kommt es in Deutschland zu rund 1.000 zusätzlichen Eingriffen, weil chirurgische Materialien wie Tupfer, Bauchtücher oder Instrumente im Körper der Patienten vergessen wurden. Diese „Never Events“ verursachen schwerwiegende Komplikationen und enorme Kosten im Gesundheitswesen. Trotz bestehender Zählprozesse können Fehler auftreten – etwa durch Zeitdruck, Kommunikationsprobleme oder Personalwechsel im OP-Team.

Hier setzt das Projekt DSCC (Digital Surgical Count Control) an: Ein KI-gestütztes System soll die manuelle Zählkontrolle digital unterstützen, Fehler vermeiden und die Dokumentation vereinfachen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) für drei Jahre gefördert. Der offizielle Projektauftakt erfolgte Anfang Juli mit einem Kick-off-Meeting aller Projektpartner.

OP-Materialien sollen automatisch erkannt und gezählt werden

Zentrales Element des Systems ist eine speziell entwickelte Kameraeinheit, die den Instrumententisch während der Operation erfasst. Mithilfe von KI – insbesondere eines YOLO-Algorithmus („You Only Look Once“: ein besonders schneller Echtzeit-Algorithmus zur Objekterkennung) – soll das System die dort befindlichen Objekte erkennen und klassifizieren.

Zur besseren Detektion von textilen Materialien wie Tupfern oder Bauchtüchern wird ergänzend ein hyperspektraler Bildgebungsansatz (HSI) untersucht. Die erfassten Daten sollen in Echtzeit auf einem interaktiven Bildschirm visualisiert werden, der dem OP-Team den Soll- und Ist-Zustand für jede Objektklasse übersichtlich anzeigt und bei Diskrepanzen automatisch warnt.

Die Einsparpotenziale liegen bei rund 500 Millionen Euro

Das System soll den Zählvorgang nicht nur zuverlässiger, sondern auch effizienter gestalten. Schon eine Reduzierung der Zähl- und Dokumentationszeit um rund eine halbe Minute pro Eingriff könnte bei den jährlich etwa 17 Millionen Operationen in Deutschland Einsparpotenziale von rund 500 Millionen Euro freisetzen. Gleichzeitig trägt DSCC dazu bei, das OP-Personal zu entlasten und die Patientensicherheit messbar zu verbessern.

Vom Labor in den OP

Nach Projektende ist die Überführung der Lösung in ein zertifiziertes Medizinprodukt geplant. Das System soll so ausgelegt werden, dass es sich sowohl in neue als auch in bestehende Operationssäle integrieren lässt.

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