Gemeinsame Erklärung von Akteuren im Gesundheitswesen

"Klimaschutz ist aktiver Gesundheitsschutz"

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Das Gesundheitswesen ist für rund 5 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. In einer gemeinsamen Erklärung bekennen sich maßgebliche Akteure – darunter auch die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) – zu ihrer Verantwortung.

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) ist Mitunterzeichnerin der gemeinsamen Erklärung „Klimapakt Gesundheit – gemeinsam für Klimaanpassung und Klimaschutz im Gesundheitswesen eintreten“ des Bundesgesundheisministeriums (BMG), der Spitzenorganisationen im Gesundheitswesen sowie der Länder und kommunalen Spitzenverbände. Die Akteure bekennen sich damit zu ihrer gemeinsamen Verantwortung und wollen den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels begegnen und das Gesundheitswesen im Sinne von Klimaschutz und Nachhaltigkeit weiterentwickeln. Sie verpflichten sich, bereits bestehende Initiativen und Aktivitäten zu bündeln und den vielfältigen Herausforderungen bei der Klimaanpassung und beim Klimaschutz aktiv zu begegnen.

Klimaschutz ist aktiver Gesundheitsschutz

„Unser Gesundheitswesen muss sich auf die Folgen des Klimawandels einstellen: Auf die Hitze, auf neue Krankheitsbilder – und im Extremfall auch auf neue Pandemien“, sagte Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach bei der Unterzeichnung in Berlin. Klimaschutz sei deshalb auch aktiver Gesundheitsschutz. „Nur durch einen gemeinsamen Schulterschluss kann es uns gelingen, eine Verschärfung des Klimawandels zu verhindern und das System gleichzeitig auf neue Gesundheitsrisiken vorzubereiten. Mit unserer Erklärung geben wir heute dazu den Startschuss!“

Zu den wesentlichen Inhalten der Erklärung:

  • Die Akteure vereinbaren, dass die mit der Erklärung vereinbarten Anliegen und Ziele weiter konkretisiert werden. Dazu soll ein regelmäßiger Austausch über Erfahrungen und erfolgversprechende Konzepte stattfinden.

  • Verantwortliche in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, Kindergärten, Schulen, Betrieben und Kommunen sollen dabei unterstützt werden, die Rahmenbedingungen in diesen Lebenswelten gesundheitsförderlich und zugleich klimafreundlich zu gestalten und die Menschen für ein klimaschützendes und klimaangepasstes Verhalten zu sensibilisieren und zu befähigen.

  • Die Akteure wollen ihre Handlungsmöglichkeiten in den unterschiedlichen Versorgungsbereichen nutzen und Kriterien der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes künftig noch stärker berücksichtigen. Dazu gehören insbesondere Energieeinsparungen, energetische Sanierung, Abfallvermeidung, nachhaltige Beschaffung, Nutzung erneuerbarer Energien und ein effizienter Ressourceneinsatz.

  • Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es, wissenschaftliche Evidenz und epidemiologische Erkenntnisse zu generieren und zu nutzen. Dadurch können neue Gesundheitsgefahren, etwa die Ausbreitung bislang bei uns selten vorkommender Infektionskrankheiten, schneller erkannt, das Wissen über die Wechselwirkungen von Klimawandel und Gesundheit im Versorgungsalltag berücksichtigt und in die Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote integriert werden.

  • Auch das öffentliche Bewusstsein für gesundheitliche Folgen des Klimawandels sollen durch Information, Aufklärung und Kommunikation gestärkt werden. In diesem Zusammenhang soll zum Beispiel auch der gesundheitliche Nutzen von pflanzenbasierter Ernährung und nicht-motorisierter Fortbewegung noch stärker sichtbar gemacht werden.

„Der Klimawandel ist eine Bedrohung für die Gesundheit, etwa durch häufigere Hitzewellen und Extremwetterereignisse, aber auch durch die Ausbreitung von vor Jahren noch seltener aufgetretenen Infektionskrankheiten und Zoonosen. Diese Auswirkungen auf die Gesundheit werden leider weiter zunehmen, wenn nicht gehandelt wird”, betont Konstantin von Laffert, Vizepräsident der BZÄK.

Das sind die Tipps für die Praxis

„Deshalb unterstützen wir es sehr, gemeinsam klimabedingten Gesundheitsgefahren gezielt vorzubeugen und zudem die Ressourcen zu schonen“, so von Laffert. „Sei es durch Energieeinsparungen, Abfallvermeidung, nachhaltige Beschaffung, Nutzung erneuerbarer Energien und eine klimaschonende Anreise in die Praxis.“ Für Zahnarztpraxen hat die BZÄK bereits die digitale Broschüre „Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin“ erarbeitet, die sehr konkrete Vorschläge zur Reduktion des CO2-Abdrucks der Zahnmedizin macht.

Neben der Reduktion des CO2-Abdrucks müsse sich die gesundheitliche Versorgung aber auch zunehmend auf klimabedingte Gesundheitsrisiken einstellen. Die Akteure des Klimapakts Gesundheit wollen sich daher künftig strategisch enger austauschen, Best Practices identifizieren, die wissenschaftliche Evidenzbasis erweitern und ein erhöhtes Bewusstsein unter Nutzung ihrer Patientenkontakte schaffen.

Die Unterzeichner des „Klimapakts Gesundheit“ sind:

  • ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V.

  • Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen

  • Bundesärztekammer 

  • Bundesministerium für Gesundheit 

  • Bundeszahnärztekammer 

  • Deutsche Krankenhausgesellschaft 

  • Deutscher Landkreistag

  • Deutscher Pflegerat e.V.  

  • Deutscher Städte- und Gemeindebund

  • Deutscher Städtetag

  • Gesundheitsministerkonferenz der Länder ( GMK )

  • GKV -Spitzenverband 

  • Konferenz der Ministerinnen/ Minister und Senatorinnen für Gesundheit der Länder ( GMK )

  • Verband der Privaten Krankenversicherung e.V.

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Klaus Reinhardt, bezeichnet die Initiative als einen „dringend notwendigen organisationsübergreifenden Schulterschluss für mehr Klimaschutz“. Man müsse insbesondere vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Vorerkrankte und Kinder besser schützen. Zwingend erforderlich seien bauliche Maßnahmen zum Hitzeschutz in Krankenhäusern, Pflegeinrichtungen, Kitas und Schulen. „Konkrete Hitzeschutzpläne müssen unter Beteiligung der Gesundheitsberufe noch vor dem nächsten Sommer in allen Kommunen entwickelt werden“, forderte Reinhardt.

Zudem verweist Reinhardt auf weitergehende Beschlüsse des Deutschen Ärztetags. So hatte sich der 125. Deutsche Ärztetag in Berlin für ein klimaneutrales Gesundheitswesen bis zum Jahr 2030 ausgesprochen. Die Ärzteschaft forderte darüber hinaus, Gesundheitseinrichtungen an das Frühwarnsystem des Deutschen Wetterdienstes anzuschließen und die Bevölkerung kontinuierlich über die Intensität klimabedingter Belastungsfaktoren zu informieren.

„In der gemeinsamen Unterzeichnung des Klimapaktes liegt eine große Chance“, so Reinhardt. Über das Engagement der im Gesundheitswesen Tätigen hinaus gelte es nun, die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen klimaneutralen und nachhaltigen Umbau des Gesundheitswesens auszugestalten und die erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.

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