Deutscher Ärztetag

Klimaschutz ist gleich Gesundheitsschutz

pr
Im Kampf gegen den Klimawandel mahnen die Ärzte in Deutschland dringenden Handlungsbedarf an: Das deutsche Gesundheitswesen soll bis 2030 klimaneutral sein, fordern sie.

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz,“ betonten die Ärzte: „Jetzt ist die Zeit, zu handeln.“ Deutschland brauche eine nationale Strategie für eine klimafreundliche Gesundheitsversorgung.

Investieren Für das Klima

Der dafür notwendige Investitionsbedarf, etwa für den Bau klimaneutraler Krankenhäuser sowie für die Nutzung klimaneutral gewonnener Energie im Gesundheitsbereich, müsse in dieser Strategie zwingend berücksichtigt sein, forderten die 250 Ärztevertreter gestern in Berlin.

Sie appellierten an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen, die notwendigen Maßnahmen zum Erreichen der Klimaneutralität des Gesundheitswesens bis zum Jahr 2030 „zielstrebig, konsequent und zeitnah“ in Angriff zu nehmen. Dafür notwendig seien Klimaschutzpläne in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens. Auch sollten Klimaschutzbeauftragte etabliert werden, die für die Umsetzung dieser Pläne zuständig sind.

Die Klimafolgen zu benennen ist ärztliche Pflicht

Das Thema steht bei den Ärzten ganz oben auf der Agenda, die Delegierten nahmen sich gestern einen ganzen Tag Zeit für Impulsreferate und führten intensive, engagiert und auch emotionale Debatten. Der Ärztetag betrachte es als ärztliche Pflicht und als wichtiges ärztliches Anliegen, jetzt die Auswirkungen des Klimawandels klar zu benennen, die gesundheitliche Bedrohung durch den Klimawandel aufzuzeigen, Gegenmaßnahmen einzufordern und mit dazu beizutragen, dass sich das Gesundheitssystem auf die Bewältigung der Folgen des Klimawandels vorbereitet und bei jeglichem Handeln zum Wohle der Gesundheit klimaschädliche Auswirkungen vermeidet.

Bund, Länder und Kommunen sind in der Pflicht

Immer häufiger komme es auch in Deutschland zu klimabedingten Hitzewellen, die vor allem für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen tödlich verlaufen können, argumentierten die Delegierten. Sie unterstrichen, dass Bund, Länder und Kommunen sowie die Einrichtungen des Gesundheitswesens in der Pflicht seien, umgehend Maßnahmen zur Gefahrenabwehr bei Hitzewellen zu intensivieren.

Dazu gehöre es, unter anderem die für den Aufbau resilienter Strukturen notwendigen Finanzmittel bereitzustellen. Auch sollte das Wissen um die gesundheitlichen Folgen von Hitze adäquat in die Aus-, Weiter- und Fortbildung aller Gesundheitsberufe integriert werden.

Konkrete Maßnahmen müssen her

Neben einem nationalen Hitzeschutzplan bedarf es aus Sicht der Ärzteschaft konkreter Maßnahmenpläne für Kliniken, Not- und Rettungsdienste sowie Pflegeeinrichtungen zur Vorbereitung auf Extremwetterereignisse. Gesundheitseinrichtungen sollten an das Frühwarnsystem des Deutschen Wetterdienstes angeschlossen werden.

Die Bevölkerung sollte außerdem kontinuierlich über die Intensität klimabedingter Belastungsfaktoren wie Hitze oder erhöhte Ozonwerte informiert werden. Ein Punkt auch: Die Gremiensitzungen der Bundesärztekammer und deren Verwaltungshandeln sollen bis 2030 klimaneutral werden (unter anderem mit emissionsarmer Mobilität und einer Verringerung des Reiseaufwands durch Online-Konferenzen).

das ist die Chance, verbindliche Ziele festzlegen

„Wir haben hier die Chance, verbindliche Ziele für das Gesundheitswesen festzulegen“, erklärte Dr. Peter Bobbert, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer, in seiner Ansprache. Sylvia Hartmann, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug), sprach von einem „historischen Moment“, es sei eine ärztliche Pflicht, jetzt zu handeln, um die Gesundheit zu schützen. Sie forderte dazu auf, Modellprojekte zum Thema zu starten. „Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten.“

der Klimawandel: nur ein Symptom der planetaren Krise

Sabine Gabrysch, Leiterin der Forschungsabteilung Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, betonte, der Klimawandel sei nur ein Symptom der planetaren Krise. Andere seien zum Beispiel das Artensterben, auch COVID sei ein solches Symptom. Ihre These: Der Klimawandel sei nicht nur die größte Bedrohung für die Gesundheit weltweit, sondern berge auch Chancen.

Umweltschäden und Zivilisationskrankheiten hätten oft gemeinsame Ursachen. Deshalb seien auch gemeinsame Lösungen denkbar, Klimaschutz sei auch im Gesundheitssektor wichtig. Dabei gälten die Gesundheitsberufe als wichtige Stimme. Es gehe nicht nur darum, den eigenen Konsum zu ändern, sondern auch gemeinsam politischen Einfluss zu nehmen und Strukturen zu ändern.

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