Paritätischer Wohlfahrtsverband schreibt Brief an Lauterbach

Kritik am Plan für das Bundesinstitut für Prävention

pr
Politik
Der Paritätische Bundesverband kritisiert die Ausrichtung des von der Ampel geplanten Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit. Er befürchtet, dass der Ansatz von „Health-in-all-Policies“ zu kurz kommt.

In einem Offenen Brief wendet sich der Paritätische Wohlfahrtsverband an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er kritisiert darin die konzeptionelle Ausrichtung des von der Ampel geplanten Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit. Die Warnung des Verbandes: Der Gedanke von Gesundheit in allen Lebenswelten und der „Health-in-all-Policies“-Ansatz werde nicht genügend berücksichtigt. Der Brief versteht sich als Reaktion auf die Anfang Oktober durch Lauterbach im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellten Pläne zur Einrichtung eines „Bundesinstitutes für Prävention und Aufklärung in der Medizin“ (BIPAM).

Mit dieser Namensgebung werde der gesamte Bereich der Gesundheitsförderung, Verhältnisprävention und der Prävention in Lebenswelten ausgeschlossen, der seit Jahrzehnten international als wirksamste Intervention zur sozialkompensatorischen Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen gelte, heißt es in dem Schreiben.

Besser wäre ein „Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit“

Insbesondere mahnt der Verband an, dass in den vorgestellten Eckpunkten die Gesundheit im umfassenden Sinne nicht übergreifend in allen Politikressorts mitgedacht werde. „Health-in-all-Policies“ sei bis heute keine gelebte politische Praxis, obwohl für die Gesundheit der Bevölkerung ihre Lebensbedingungen deutlich wichtiger seien als medizinische Prävention und Versorgung im Krankheitsfall, betont der Verband aus seiner Sicht.

„Was es mehr braucht als Aufklärung und Prävention in der Medizin, ist eine ganzheitliche, krankheitsübergreifende, an einem dynamischen Verständnis von Gesundheit und Wohlbefinden ausgerichtete Strategie, die sich bereits im Namen des Institutes widerspiegelt und nicht verschämt selbst auf den Begriff Gesundheit verzichtet“, so das Fazit. Der Verband plädiert stattdessen für ein „Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit“ als Koordinierungsstelle der regional, lokal und zielgruppen- und lebensweltspezifisch differenzierten Gesundheitsförderung und Prävention.

„Institut sollte Koordinierungsstelle der Gesundheitsförderung sein“

Der Brief betont, dass im Koalitionsvertrag angekündigt wurde, Aktivitäten im Public-Health Bereich, die Vernetzung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und die Gesundheitskommunikation des Bundes zu bündeln. Der drängende Bedarf eines solchen Instituts sei von der Fachwelt – auch aus internationaler Sicht – als längst überfällig begrüßt worden. Sowohl die Weiterentwicklungen im Öffentlichen Gesundheitsdienst als auch die anstehende Novellierung des Präventionsgesetzes (SGB V) seien auf eine solche koordinierende und kommunizierende Institution angewiesen, heißt es in dem Schreiben. Das Institut sollte hier – gestützt auf die sozialepidemiologische Forschung im Robert Koch-Institut (RKI) – als Koordinierungsstelle der regional, lokal und lebensweltspezifisch differenzierten Gesundheitsförderung und Prävention fungieren. Es sollte Knotenpunkt für Good Practice und Evidenzbasierung gesundheitsförderlicher Ansätze sein.

In den von Lauterbach vorgestellten Eckpunkten seien diese Ansätze nicht oder nur rudimentär wiederzufinden. „Darunter leidet nicht nur die nach einem modernen Public Health-Verständnis gelebte Gesundheitsförderung und Prävention, sondern auch die zukünftige Akzeptanz und Reputation einer solchen Institution,“ heißt es in dem Schreiben weiter wörtlich.

Weitere Verbände und namhafte Persönlichkeiten unterzeichnen den Brief

Unterzeichnet ist der offene Brief von Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – Gesamtverband und von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. sowie Dr. Thomas Götz, Staatssekretär a. D. Viele weitere Verbände, Fachgesellschaften und Netzwerke, so etwa der Paritätische Gesamtverband, AWO und Diakonie, die Aidshilfe und das Deutsche Netzwerk für Versorgungsforschung, und mehr als 100 namhafte Persönlichkeiten hätten den Brief bereits unterzeichnet, meldet der Verband. Sie rufen Lauterbach dazu auf, gemeinsam mit ihnen die Gesundheit breiter und nachhaltiger aufzustellen und Weichen für die Zukunft zu stellen.

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