Studie

Leistungsstarkes MRT kann Quecksilber aus Amalgam freisetzen

Zahnmedizin
Magnetfelder aus MRT-Geräten können Quecksilber aus Dentalamalgam freisetzen. Das fanden Wissenschaftler von zwei türkischen Universitäten in einer Untersuchung heraus. Der Zusammenhang scheint jedoch vornehmlich für hohe Expositionen aus leistungsstarken 7 T-MRT-Geräten zuzutreffen – bei den häufiger verwendeten leistungsschwächeren Geräten mit 1,5 T konnten die Forscher den Effekt nicht feststellen.

Die Wissenschaftler verwendeten für die Studie insgesamt 60 kariesfreie Molaren und Prämolaren, die Patienten im Rahmen von Behandlungen extrahiert worden waren. In jeden Zahn wurde eine zweiseitige Kavität gebohrt und anschließend mit Amalgam gefüllt. Nach neun Tagen wurden die Zähne 24 Stunden lang in künstlichen Speichel eingelegt.

Zwei Testgruppen mit jeweils 20 Zähnen wurden sofort nach dem Einlegen in den Speichel 20 Minuten lang einem leistungsstarken (7 Tesla; Magnetom Trio, Siemens Healthineers) oder einem schwächeren Magnetfeld (1,5 Tesla; Achieva, Philips Medical Systems) ausgesetzt. Die Kontrollgruppe von 20 Zähnen erhielt keine MRT-Exposition. Nach 24 Stunden wurde der Speichel aller Gruppen auf den Gehalt an Quecksilber untersucht.

Ergebnis: Der Quecksilbergehalt des Speichels in der 7,0 T-Gruppe war signifikant höher als in der 1,5 T- und der Kontrollgruppe. Es gab jedoch keinen statistisch signifikanten Unterschied in den Quecksilbergehalten zwischen der 1,5-T- und der Kontrollgruppe.

Wirkmechanismus nach wie vor ungeklärt

Bereits frühere Untersuchungen hatten Hinweise auf die Freisetzung von Quecksilber unter MRT-Exposition gegeben. Der Wirkmechanismus bleibt jedoch nach wie vor ungeklärt. Aus der vorliegenden Untersuchung wird auch nicht klar, ob die Freisetzung nur einmalig während der Exposition oder möglicherweise auch kontinuierlich mit gegebenenfalls abnehmender Tendenz in einer längeren Zeitspanne nach der Exposition auftritt.

Quecksilberanteil: rund 50 Prozent

Amalgam wird seit über 100 Jahren als Füllungsmaterial eingesetzt. Obwohl sich in dieser Zeit die Rezepturen der Legierung immer wieder verändert haben, hat es auch heute noch einen Quecksilberanteil von rund 50 Prozent.

Aufgrund einer EU-Verordnung darf Amalgam ab dem 1. Juli 2018 bei schwangeren und stillenden Frauen sowie bei Jugendlichen unter 15 Jahren nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden – wenn „der   Zahnarzt   [...]   eine   solche   Behandlung   wegen   der   spezifischen   medizinischen   Erfordernisse   bei   dem   jeweiligen   Patienten   als   zwingend notwendig [erachtet]“. Die neue EU-Regelung trifft in Deutschland auf eine ohnehin bereits weit verbreitete Praxis, bei diesen Patientengruppen aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes kein Amalgam mehr einzusetzen.

Selmi Yilmaz , M. Zahit Adisen, Ex Vivo Mercury Release from Dental Amalgam after 7.0-T and 1.5-T MRI, in: Radiology (2018; doi: 10.1148/radiol.2018172597).

 

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