Lieber mehr Urlaub als einen Gehaltsbonus
Von ihren Arbeitgebern mit zusätzlicher Freizeit belohnte Angestellte fühlen sich wertgeschätzter und „menschlicher“ als dies durch Bonuszahlungen der Fall wäre. Das haben Alice Lee-Yoon von der University of Missouri-St. Louis und Sanford E. DeVoe von der University of California Los Angeles ermittelt.
Mit „sich menschlicher fühlen“ meinen die Autoren, dass Menschen bei der Arbeit als ganze Person anerkannt werden, mit all ihren Emotionen, Gedanken, Beziehungen und einem generellen Wert, der über die reine Arbeitsleistung hinausgeht. Ihr Engagement und ihre Produktivität ist höher, ebenso wie die Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber.
„Angenommen, Sie sind Marketingberater, verdienen 52.000 Dollar im Jahr und haben Anspruch auf zwei Wochen Urlaub. Hätten Sie als Bonus lieber 1.000 Dollar oder eine zusätzliche Woche Urlaub?“
Alice Lee-Yoon und Sanford E. DeVoe
Dazu befragten die Forschenden 1.507 Vollzeitbeschäftigte in verschiedenen Berufen zu Sonderurlaub und Geldprämien, von Büroangestellten über Führungskräfte bis hin zu Fachkräften. Die befragten Probanden hatten beide Varianten erlebt. Anschließend sollten sie beschreiben, wie sie Urlaub und Boni genutzt haben und wie sie sich dabei fühlten.
Die Mitarbeiter fühlen sich gut und engagieren sich mehr
In der anschließenden Analyse stellten die beiden Wissenschaftler heraus, dass ein höheres Maß an Menschlichkeit stark mit der erwarteten Steigerung der Arbeitszufriedenheit, einem höheren Engagement und einer geringeren Fluktuation verbunden war. Die Studie deutet darauf hin, dass Arbeitgeber, die sich für einen Bonus in Form Freizeit statt Geld entscheiden, bei ihren Arbeitnehmern erhebliche positive Gefühle hervorrufen und mit einem höheren Engagement der Mitarbeiter belohnt werden könnten. Wer sich an seine Urlaubstage erinnerte, fühlte sich deutlich stärker anerkannt, verglichen mit denen, die zusätzliches Geld bekamen. Beruf und Einkommensniveau spielten dabei keine Rolle.
Freizeitprämien interpretieren die Arbeitnehmer als Interesse des Unternehmens am Wohlbefinden seiner Mitarbeiter. Monetäre Boni, die auf Produktivität und anderen Leistungskennzahlen basieren, werden oft als rein transaktional wahrgenommen, also als Austausch von Leistungen.
Ihre Forschung spiegelt jedoch nicht die Gefühle von finanziell angeschlagenen Personen oder Menschen aus niedrigeren sozioökonomischen Verhältnissen wider, die möglicherweise Geld anstelle von Urlaub bevorzugen oder benötigen. Die Studie geht auch nicht auf den Umstand ein, dass viele amerikanische Arbeitnehmer nicht den gesamten Urlaub nehmen, der ihnen zusteht.
Lee-Yoon A, DeVoe SE (2025;), „A humanizing separation from work: the benefits of rewarding people with vacation instead of money“. Journal of Managerial Psychology, Vol. ahead-of-print No. ahead-of-print. https://doi.org/10.1108/JMP-07-2024-0517







