Lockdowns könnten Mundkrebs-Sterblichkeit drastisch erhöhen
Die Entwicklung der Mundkrebsfälle im Vereinigten Königreich sei schon vor der Corona-Pandemie höchst beunruhigend gewesen. So weist ein Ende 2020 erschienener Bericht der Wohltätigkeitsorganisation Oral Health Foundation ( zm berichtete ) für 2019 rund 8.700 Diagnosen aus – 58 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor, während in anderen Ländern Europas wie etwa Deutschland die Fallzahlen im selben Zeitraum zurückgingen.
viele Briten haben Probleme, überhaupt behandelt zu werden
Neben den pandemiebedingten Beschränkungen verschärft ein grundsätzlicher Engpass der zahnmedizinischen Versorgung im Nationalen Gesundheitsdienst NHS die Situation zusätzlich. Denn viele Briten haben Schwierigkeiten, überhaupt einen Zahnarzt zu finden, der neue Patienten annimmt und sie kostenlos behandelt. Hinzu kommen extrem lange Wartezeiten auf einen Termin.
Problematisch ist diese Situation nicht nur für Patienten, die aufgrund einer ausgefallenen Behandlung eine Mundkrebsdiagnose erst verspätet erhalten. Eine neue Studie der Universität Michigan, USA, zeigt: Etwa die Hälfte der Mundkrebspatienten entwickelt Rezidive, die schwer zu behandeln sind. Die Forschenden identifizierten einen Mechanismus, mit dem Kopf- und Halskrebszellen benachbartes normales Gewebe unterwandern.
Etwa die Hälfte der Mundkrebspatienten entwickelt Rezidive
Das Team fand heraus, dass zwei Proteine, die von Kopf- und Halskrebszellen abgesondert werden, im Laborversuch das Gen DMBT1 in nahegelegenem gesundem Gewebe unterdrücken, um die Invasion von Krebszellen zu fördern. Die Ergebnisse, die im Journal of Experimental Medicine veröffentlicht wurden, könnten Möglichkeiten für neue Therapeutika eröffnen, die auf Proteine in Krebszellen abzielen, welche DMBT1 regulieren.
Priyanka Singh et al. "Squamous cell carcinoma subverts adjacent histologically normal epithelium to promote lateral invasion." J Exp Med 7 June 2021; 218 (6): e20200944. doi:https://doi.org/10.1084/jem.20200944