Lockerungen in Aussicht
Wie aus dem Eckpunktepapier hervorgeht, zieht die Regierung "Erleichterungen und Ausnahmen" für Geimpfte, Genesene und Getestete in Betracht. Hier stelle sich die Frage, ob man nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sicher davon ausgehen kann, dass diese Personen auch für andere keine Ansteckungsgefahr darstellen.
Ein vollständiger Schutz ist bislang nicht belegt
Da zurzeit bei keiner der Gruppen wissenschaftlich hinreichend belegt sei, dass es einen vollständigen Schutz gibt, müsse bei möglichen Ausnahmen auch weiterhin noch die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen - wie die AHA-Regeln - bedacht werden. "Bei einer hohen Inzidenz in der Bevölkerung ist auch das Risiko für Geimpfte und Genesene höher, sich (trotz Impfung oder überstandener Infektion) anzustecken und die Infektion weiterzugeben", heißt es in dem Papier.
Bundesgesundheitmsinister Spahn (CDU) geht davon aus, dass die Impfreihenfolge spätestens im Juni aufgehoben werden kann.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) forderte größere Freiheiten für bereits geimpfte Menschen im Alltag.
Marco Buschmann, parlamentarischer Geschäftsführer FDP-Bundestagsfraktion, will den Schwerpunkt der Impfkampagne von den Impfzentren weg stärker auf die Hausärzte legen.
Im Ergebnis könnten aber für vollständig gegen Covid-19 Geimpfte und für Genesene bei dem Zugang zu Ladengeschäften und bestimmten Dienstleistungen dieselben Ausnahmen eingeräumt werden, die für negativ Getestete gelten. Bei der Einreise würde in den meisten Fällen die Quarantäne wegfallen.
Maske und Abstand sind weiterhin zumutbar
Da das Übertragungsrisiko bei Geimpften geringer ist als bei Getesteten, hält die Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx eine Gleichstellung von Geimpften, Getesteten und gegebenenfalls Genesenen für "ethisch unproblematisch". "Je sicherer es ist, dass Geimpfte nicht mehr infektiös sind, desto eher ist es geboten, dass auch harte individuelle Freiheitseinschränkungen wie die Quarantäne" aufgehoben werden, sagte sie im Bayerischen Rundfunk. Maßnahmen wie Maske tragen und Abstand halten seien dagegen nicht so "eingriffstief" und könnten allen auch noch länger zugemutet werden.
Am 25. April 2021 wurden in Deutschland 266.784 Impfdosen verabreicht. Damit sind nun 5.960.243 Personen (7,2 Prozent der Gesamtbevölkerung) vollständig geimpft. Insgesamt haben 19.486.698 Personen (23,4 Prozent) mindestens eine Impfdosis erhalten.
Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mitteilte, will der Bund für die Woche vom 3. bis 9. Mai rund drei Millionen Impfstoffdosen für die Arztpraxen bereitstellen: 1,6 Millionen von BioNTech/Pfizer und 1,4 Million von AstraZeneca.
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (zi) regt an, dass die Impfzentren wie ursprünglich vereinbart mit maximal 2,25 Millionen Dosen pro Woche beliefert werden und ihre zum Teil enormen Bestände zügig verimpfen sollten. Zur Beschleunigung sollte die starre Impfpriorisierung im Mai aufgegeben werden, für Arztpraxen ab sofort. Die Impfzentren sollten ab Anfang Juni grundsätzlich keine Erstimpfungen mehr vornehmen.