Macht im Job

ck/pm
Praxis
Die meisten Chefs sind fair. Sagen ihre Mitarbeiter. Wenn es um das Thema "Macht" geht, tun sich beide Seiten indes noch schwer, bilanzieren Forscher der Bertelsmann Stiftung und des GfK Vereins.

Insgesamt 78 Prozent der Beschäftigten sind mit ihrem Chef zufrieden, bei den unter 29-Jährigen sogar 83 Prozent. Das ist ein Ergebnis der repräsentativen Befragung der Bertelsmann Stiftung und des GfK Vereins. 

Eine überraschend positiv besetzte Kraft

"Die positive Sicht der Beschäftigten auf Macht in Unternehmen und wie Vorgesetzte damit umgehen, hat uns überrascht, weil Macht im Deutschen als Begriff oftmals eher negativ belegt ist", erläutert Martina Schwenk. Die Expertin der Bertelsmann Stiftung coacht im Kompetenzzentrum Unternehmenskultur selbst Führungskräfte und weiß, wie schwer sich Vorgesetzte oft damit tun anzuerkennen, dass sie allein qua Funktion Macht besitzen.

Zuckerbrot und Peitsche

"Die Befragung zeigt, dass machtvolles Verhalten im direkten Umgang zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern häufig positiv erlebt wird. Die meisten Chefs agieren auf eine Art und Weise machtbewusst, die ihre Mitarbeiter als förderlich und sinnvoll wahrnehmen", sagt Schwenk.

Geht man jedoch vom konkreten Führungshandeln auf die Ebene des Gesamtunternehmens, sagen 62 Prozent der Befragten, dass es in ihrem Unternehmen generell eher negativ gesehen wird, die Macht zu nutzen. Und nur 25 Prozent sagen, dass im Unternehmen erwartet wird, die eigene Macht offen zu nutzen.

Es ist daher sinnvoll, sich dem Begriff Macht über konkrete Führungs- oder Machttechniken der Chefs anzunähern, um zu zeigen wie positiv Mitarbeiter Macht mittlerweile gegenüberstehen, weil sie mit dem Führungsverhalten und den Führungstechniken ihrer direkten Vorgesetzten mehrheitlich gute Erfahrungen machen. Besonders positiv findet jeder zweite, dass ihm der Chef im Job genügend Freiraum einräumt und eigenverantwortliches Arbeiten fördert.

Oben Gehör finden

Ein Drittel der Befragten gab an, in wichtige Entscheidungen einbezogen zu werden, weitere 42 Prozent der Beschäftigten werden zumindest gelegentlich um Rat gefragt. Beim Vorgesetzten Gehör zu finden und als kompetent anerkannt zu werden, ist für die Arbeitnehmer am Wichtigsten, um Vertrauen zum Chef aufzubauen. Als größte Vertrauenskiller hingegen wirken Bestrafung, die Weitergabe von Druck und Drohungen.

Nur rund ein Fünftel der Befragten haben in ihrem Berufsleben schlechte Erfahrungen mit ihrem direkten Vorgesetzten gemacht. Sie berichten etwa von Drohungen, Nichtbeachtung und Ausgrenzung bis hin zu als ungerecht empfundenen Kündigungen.

Beschäftigte mit niedrigem Bildungsabschluss fühlen sich öfter benachteiligt als jene mit höherer Qualifikation. So beklagen Mitarbeiter mit Hauptschulabschluss, dass sie einen deutlich geringeren Freiraum für eigenverantwortliche Arbeit haben als solche mit Abitur oder Hochschulabschluss.

Wenn der Chef weiß, wo es lang geht

Machtbewusstes Auftreten von Führungskräften wird von den Beschäftigten unterschiedlich bewertet. Ein Drittel der Befragten schätzen machtbewusste Vorgesetzte, weil sie von ihnen einen klaren Rahmen erhalten, innerhalb dessen sie frei arbeiten können. 23 Prozent der Mitarbeiter bewerten positiv, dass sie nach klaren Ansagen ihres Chefs "wissen, wo es lang geht". Bei jedem Dritten fördert machtbewusstes Auftreten allerdings eher Widerstand als Vertrauen. Viele verlieren dann die Lust zur Zusammenarbeit.

Für die repräsentative Untersuchung wurden im Juli 2014 in Deutschland 1.274 Angestellte, Beamte und Arbeiter zwischen 14 und 64 Jahren befragt.

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