Magenverkleinerung kann Mundgesundheit negativ beeinflussen
Forschende aus Schweden haben mögliche Folgen von operativen Magenverkleinerungen auf die Mundgesundheit untersucht und festgestellt, dass danach zahnärztliche Eingriffe postoperativ häufiger vorkamen.
Für die Studie wurden alle Erwachsenen, die sich zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 31. Dezember 2018 in Schweden einer metabolischen Operation unterzogen, erfasst (n = 53.643) . Dann wurde eine Kontrollkohorte aus der Allgemeinbevölkerung erstellt, die im Verhältnis 10:1 nach Geschlecht, Alter und Wohnort gematcht wurde (n=536.430). Untersucht wurde, ob bei den Probanden nach der OP restaurative, endodontische und parodontale Eingriffe sowie Zahnextraktionen erfolgten.
Die Ergebnisse zeigen – ausgenommen parodontaler Behandlungen – in der OP-Gruppe eine erhöhte Anzahl von zahnärztlichen Behandlungen. Zahnärztliche Eingriffe waren in der chirurgischen Kohorte sowohl prä- als auch postoperativ häufiger anzutreffen. Die Zahl der konservierenden und endodontischen Behandlungen sowie der Zahnextraktionen stieg insbesondere nach der Operation noch einmal deutlich an.
Die Forschenden sind verschiedene Erklärungsmöglichkeiten durchgegangen. Naheliegend ist, dass Adipositas eine schlechte, meist übermäßig zuckerhaltige Ernährung zugrunde liegt. Auch Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus II und ein gastroösophagealer Reflux haben Auswirkungen auf die Mundgesundheit. Darüber hinaus hatte die OP-Kohorte ein niedrigeres Bildungsniveau als die Vergleichsgruppe. „Die chirurgische Kohorte hatte erwartungsgemäß eine deutlich schlechtere Mundgesundheit als die Referenzkohorte vor dem Eingriff, und dieser Unterschied verstärkte sich nach dem Eingriff.“ [Marsk et al., 2023].
Denkbar ist auch eine Veränderung des oralen Mikrobioms
Überdies „verändert sich die orale und intestinale Mikrobiota nach metabolischen Eingriffen erheblich“, bilanzieren die Forschenden, auch wenn etwaige Folgen für die Mundgesundheit bislang unklar sind. Denkbar sei ebenfalls eine Veränderung der Speichelzusammensetzung. Diesbezüglich gebe es sich widersprechende Aussagen in der Literatur. Auch postoperative Nährstoffdefizite seien nicht auszuschließen.
Andererseits könnte gerade der postoperative Anstieg der zahnärztlichen Behandlungen nach der Magenverkleinerung aber auch auf ein vergleichsweise höheres Gesundheitsbewusstsein nach der Operation hindeuten. Das Mundhygieneverhalten sowie Ess- oder Rauchgewohnheiten wurden allerdings durch das Register nicht erfasst und konnten deshalb nicht in die Auswertung einbezogen werden. Folglich bleibt offen, ob die erhöhte Anzahl an Behandlungen in bereits präoperativ bestehenden Zahnerkrankungen oder einer postoperativen Verschlechterung der Mundgesundheit begründet liegt.
Marsk R, Freedman F, Yan J et al. Metabolic surgery and oral health: A register-based study. Oral Dis. 2023 Feb 24. doi: 10.1111/odi.14548. Epub ahead of print. PMID: 36825372.