Aus der Wissenschaft

Mangelernährung und prothetische Versorgung

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Zahnmedizin
Forschende aus Japan stellten in einer aktuellen Studie fest, dass Mangelernährung geriatrischer Patienten und das Tragen von herausnehmbarem Zahnersatz eng miteinander verknüpft sein können.

Forschende aus Japan fanden heraus, dass ein Zusammenhang zwischen Mangelernährung bei pflegebedürftigen Senioren und dem Tragen von Prothesen besteht. Hierfür untersuchten sie pflegebedürftige Menschen im Hinblick auf deren Restzahnbestand, Prothesensitz und Ernährungszustand. Ergebnis: Es zeigte sich eine enge Verknüpfung zwischen insuffizientem, herausnehmbarem Zahnersatz und Mangelernährung.

Insgesamt 322 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 86 Jahren wurden in die Untersuchung eingeschlossen, davon waren 259 Frauen. Zunächst wurde der Ernährungszustand der Teilnehmenden aufgenommen. In einer umfassenden intraoralen Untersuchung dokumentierten Zahnärztinnen und Zahnärzte die Anzahl der vorhandenen Restbezahnung, wobei festsitzender Zahnersatz hier ebenfalls hinzugezählt wurde. Die Suffizienz der Prothesen wurden anhand verschiedener Parameter bewertet, unter anderem der artikulatorischen Mundmotorik, dem Lippenschluss und der Schluckfunktion. Des Weiteren wurde Mundtrockenheit, Mundhygiene und Zungenbelag dokumentiert.

Prothesenträger waren unterernährt

Lediglich 7,1 Prozent der Probanden hatten mehr als 20 verbliebene Zähne, 41,3 Prozent weniger als 20 verbliebene Zähne ohne Zahnersatz und 51,6 Prozent weniger als 20 Zähne mit Zahnersatz. 17,7 Prozent der Probanden wiesen eine Unterernährung auf, während weitere 55,3 Prozent wenigstens eine Ernährungsumstellung benötigten. Die Unterernährung konnte in direkten Zusammenhang mit dem Tragen einer Prothese, eines insuffizienten Lippenschlusses und Mundtrockenheit gebracht werden.

Insuffizienter Lippenschluss

Die Forschenden resümieren, dass in der vorliegenden Studie das Tragen von Prothesen und nicht die Anzahl der verbliebenen Zähne mit der Mangelernährung korreliert. Sie berichten, dass andere Studien zum gegenteiligen Ergebnis kamen, denn dort zeigte sich, „dass die Wiederherstellung der okklusalen Stütze und die Wiederherstellung der Kaufähigkeit durch das Tragen von Prothesen zur Verbesserung und Erhaltung des Ernährungsstatus älterer Erwachsener beitragen könnte, insbesondere bei Pflegebedürftigen mit weniger Zähnen.“ [Meguro et al., 2022]. So spekulieren die Forschenden, dass Lebensmittel, die gekaut werden müssen, wie beispielsweise Fleisch oder Obst, weniger verzehrt werden, wenn Prothesen funktionell insuffizient sind. Auch der fehlende Lippenschluss kann ein Hinweis darauf sein. Dieser sei nicht nur essenziell für das Halten der Nahrung im Mund, sondern auch für den Schluckakt im Zusammenspiel mit der Zungen- und Kaumuskulatur.

Die Autoren räumen ein, dass bei Langzeitpflegebedürftigen auch andere Faktoren eine Mangelernährung hervorrufen können, wie zum Beispiel mangelnder Appetit oder andere Erkrankungen. Diese wurden in dieser Studie nicht berücksichtigt. Dennoch geben die Studienergebnisse Anlass, den Ernährungszustand von Senioren nicht losgelöst von der intraoralen Situation sowie der prothetischen Versorgung zu betrachten.

Meguro A et al., „Denture wearing is associated with nutritional status among older adults requiring long-term care: A cross-sectional study.” J Dent Sci. 2022 Jan;17(1):500-506.doi: 10.1016/j.jds.2021.07.022.Epub 2021 Aug 11. PMID: 35028076; PMCID: PMC8739738.

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