Studie zur COVID-Impfstoff-Akzeptanz

Mangelndes Vertrauen verhindert Herdenimmunität

mg
Gesellschaft
Was bremst eigentlich die Impfbereitschaft? Eine Studie hat dieselben Faktoren in Schweden, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Ungarn, den USA und dem Vereinigten Königreich gefunden.

Die Forschenden führten zwischen dem 13. September 2020 und 16. Februar 2021 Umfragen mit Quotenstichproben in den acht Ländern durch. Diese wurden ausgewählt, weil sich dort die Schwere des Pandemiegeschehens stark unterschied, erklären die Autoren. Die Rücklaufquote in den Ländern reichte von 18 Prozent (Ungarn) bis 64 Prozent (USA). Die Probanden wurden entsprechend der Quoten in Bezug auf Alter, Geschlecht und geografischen Standort für jedes der Länder ausgewählt.

Die 18.231 Teilnehmenden machten Angaben zu ihrer

in relevante Behörden und Gruppen, zu krankheitsspezifischen Risikowahrnehmungen, krankheitsspezifischen Einstellungen und Neigungen zum Schutzverhalten. Abschließend wurde die Impfakzeptanz mit der Zustimmung zu folgender Aussage abgefragt: „Wenn die Gesundheitsbehörden Menschen wie mir raten, mich mit mit einem zugelassenen Impfstoff gegen das Coronavirus impfen zu lassen, werde ich ihren Rat befolgen."

Deutschland ist international nur Mittelfeld

Das Ergebnis: In den acht Ländern gab es große Unterschiede hinsichtlich der Impfstoff-Akzeptanz. Der höchste Wert wurde in Dänemark beobachtet (83 Prozent). Damit liegt das Land als einziges an der Schwelle, bei der nach aktueller Studienlage von einer Herdenimmunität ausgegangen werden kann, urteilen die Autoren. Es folgen deutlich abgeschlagen das Vereinigte Königreich (73 Prozent), Schweden (61 Prozent), Deutschland und Italien (beide 60 Prozent) und die USA (54 Prozent). Die niedrigste Impfstoffakzeptanz wurde in Frankreich und Ungarn (beide 47 Prozent) beobachtet.

Das Vertrauen in die Gesundheitsbehörden und in Wissenschaftler hatte demnach den stärksten Effekt auf die Impfstoffakzeptanz. Befragte mit dem höchsten Vertrauen in nationale Gesundheitsbehörden haben eine 17 Prozentpunkte höhere Akzeptanz in einen COVID-Impfstoff (Konfidenzintervall 95 Prozent, Spreizung 14 bis 20 Prozent) im Vergleich zu denen mit dem geringsten Vertrauen.

Das gleiche Muster gilt für das Vertrauen in Wissenschaftler. Befragte mit den höchsten Werten hatten eine 21 (Spreizung 16 bis 26) Prozentpunkte höhere Akzeptanz für einen zugelassenen COVID-Impfstoff im Vergleich zu denen mit der niedrigsten Vertrauensstufe. Das Vertrauen in die Regierung hat hingegen einen geringeren Einfluss: Er liegt bei fünf Prozentpunkten (Spreizung 0 bis zehn).

Verschwörungsglaube senkt Impfbereitschaft um 8 Prozentpunkte

Bei den einstellungsbezogenen Parametern fällt vor allem der Verschwörungsglauben negativ ins Gewicht: So haben Befragte mit der höchsten Punktzahl bei der Annahme, dass die Regierung Informationen über das Coronavirus und mögliche Therapeutika verschweigt, eine acht (fünf bis zwölf) Prozentpunkte geringere Akzeptanz für einen zugelassenen COVID-19-Impfstoff im Vergleich zu denjenigen, die Verschwörungstheorien nicht glauben.

Fazit: Die Ergebnisse unterstreichen demnach die langfristige Bedeutung einer Vertrauensbildung seitens behördlicher Institutionen bei der Vorbereitung auf gesundheitliche Notfälle wie der aktuellen Pandemie.

Die kurzfristig orientierte Kommunikation während der Krise sollte sich auf die Infektionsfolgen für den Einzelnen und sein Umfeld sowie die Entlarvung von Falschinformationen fokussieren, raten die Autoren. Alles, was das Vertrauen in die Gesundheitsbehörden und den Wissenschaftbetrieb untergräbt, habe direkten Einfluss auf die Impfbereitschaft und sei damit entscheidend für die Bewältigung der aktuellen Pandemie – sowie künftiger Gesundheitsnotfälle.

Lindholt MF, Jørgensen F, Bor A, et al., „Public acceptance of COVID-19 vaccines: cross-national evidence on levels and individual-level predictors using observational data”, BMJ Open 2021;11:e048172. <link url="https://bmjopen.bmj.com/content/11/6/e048172" import_url="https://bmjopen.bmj.com/content/11/6/e048172 _blank external-link-new-window" follow="follow" seo-title="" target="new-window">doi: 10.1136/bmjopen-2020-048172 

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