"Medizinstudium braucht Reformen"
Die Interessenverbände der Medizinstudierenden und jungen Ärzte (Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland bvmd, Bündnis junger Ärzte, Hartmannbund und Marburger Bund) wollen an dem Reformprozess aktiv beteiligt werden. Sie betrachten mit Sorge, dass im Masterplan Medizinstudium 2020 das Studium einseitig an symbol- und versorgungspolitischen Erwägungen ausgerichtet werden soll. Das widerspricht dem Wesen einer wissenschaftlich begründeten universitären Ausbildung und verschärft die Überregulierung des Studiums, heißt es in einer Stellungnahme. Und: Der Masterplan muss vielmehr dazu genutzt werden, um Studieninhalte und Lehrbedingungen von Grund auf zu modernisieren.
Landarztquote ist verfehlt
Die Verbände kritisieren vor allem die im Masterplan aufgenommene Landarztquote, die sich an regionalen und fachlichen Versorgungsproblemen orientiert. Die Quote, die vorsieht, das Abiturienten sich auf einen Tätigkeitsbereich und eine Region vertraglich festlegen sollen, halten die Jungmediziner für verfehlt. Engpässe sollten stattdessen vor allem durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen aufgefangen werden. Dazu gehört eine gezielte Unterstützung der Niederlassung im ländlichen Raum, eine intensivere Förderung der ambulanten Weiterbildung und attraktive Stipendienprogramme.
Studierende mit einbeziehen, Finanzierung sichern
"Wir verbinden mit dem Masterplan sowohl Hoffnungen als auch Befürchtungen", erklärt Malte L. Schmieding, Vizepräsident des bvmd für Externes. "Das Medizinstudium braucht eine umfassende Reform, um es zukunftstauglich zu machen. Zu den notwendigen Änderungen zählen die Fokussierung der Lerninhalte auf ein Kerncurriculum, die Kompetenzorientierung und fairere Rahmenbedingungen im praktischen Jahr. Zur Zeit befürchten wir, dass einzelne symbolische Maßnahmen wie zum Beispiel die Landarztquote die ärztliche Ausbildung verschlechtert. Was bedeutet das für uns? Eine Landarztquote macht das Zulassungsverfahren noch intransparenter und ungerechter. Damit die Reform stattdessen eine Verbesserung des Studiums bewirkt, bedarf es der intensiveren Einbeziehung der Fakultäten und Studierenden, sowie die Bereitschaft der Länder und des Bundes, die nötige Finanzierung den Fakultäten zuzusichern."
Zum Hintergrund:Der Masterplan Medizinstudium 2020 beruht auf Plänen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, eine grundlegende Reform des Medizinstudiums umzusetzen. Zu den erklärten Inhalten gehört die Reformierung der Studienzulassung, eine Stärkung der Allgemeinmedizin und mehr Praxisnähe. Eine Bund-Länder-Konferenz ist beauftragt, einen entsprechenden Gesetzesentwurf zu entwickeln. Die Pläne sollten sich im Herbst 2016 konkretisieren, der Prozess stockt jedoch, weil die Finanzminister der Länder keine zusätzlichen Mittel bereitstellen wollen.