Hitzeschutzplan für den Sommer vorgelegt

Mehr Warnungen und mehr Aufklärung

pr
Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat einen Hitzeschutzplan für diesen Sommer vorgelegt. Er setzt auf mehr Information der Bevölkerung, ein besseres, mehrstufiges Warnsystem und Aufklärung durch Hausärzte.

Die Zahl der Sterbefälle, die auf Hitze zurückzuführen sind, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf unter 4.000 pro Jahr senken. Das kündigte der Minister bei der Vorstellung des neuen Hitzeplans an. Bisher seien in diesem Sommer laut Schätzungen 1.500 Menschen an Hitze gestorben. Der Schwerpunkt der Initiativen liege derzeit vor allem auf der Kommunikation und der Sensibilisierung, erklärte er. Lauterbach: „Langfristig wollen wir uns aber auch strukturell besser aufstellen. Dafür werden wir uns im Herbst zu einer Statuskonferenz zusammenfinden, um uns für den Sommer 2024 zu rüsten“. Lauterbach ging dazu mit Markus Beier, dem Vorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes, an die Presse.

Die zunehmenden Hitzewellen in Deutschland erforderten sofortige Maßnahmen, hieß es aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) weiter dazu. Darin seien sich die Vertreterinnen und Vertretern der Pflege, der Städte und Kommunen, der Ärzteschaft sowie Wissenschaft einig, die der Minister nach Berlin eingeladen hatte. Medien sollten die Bürger verstärkt vor Hitzewellen warnen, Pflegeheime und andere Einrichtungen sollten gezielt über Schutzmaßnahmen aufgeklärt werden. Zugleich sollten Hausärzte besonders gefährdete Patienten direkt ansprechen, heißt es in dem vorgestellten Hitzeschutzplan für Gesundheit. Die Maßnahmen seien Teil des angekündigten Nationalen Hitzeschutzplans, der Frankreich zum Vorbild hat. Dort gilt seit 2004 ein nationaler Plan, der jedes Jahr vom 1. Juni bis zum 15. September zum Einsatz kommt.

Die Strategie des neuen Hitzeplans basiert auf diversen Bausteinen, so etwa:

  • Die Nutzung des digitalen Hitzewarnsystems des Deutschen Wetterdienstes (DWD) soll zum Standard werden. Außerdem soll geprüft werden, wie möglichst viele Menschen durch digitale Lösungen wie Apps oder SMS vor Hitze gewarnt werden können.

  • Eine Hitzeschutzkampagne des BMG will Handlungswissen im Alltag fördern und laienverständlich auf der Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aufbereiten.

  • Verschiedene Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit stehen bereit: Eine Plakatkampagne des BMG in Zusammenarbeit mit der BZgA fokussiert Verhaltenstipps bei Hitze. Das Plakat enthält einen Verweis (QR-Code) zum Hitzewarnsystem des DWD. Außerdem erfolgt die Versendung des Plakats an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (zum Beispiel Ärzteschaft, Kommunen, Wohlfahrtsverbände oder Selbstverwaltung). Eine kostenfreie Bestellung ist hier möglich – auch in größerer Bestellmenge.

  • Ein praxisnahes Werkzeug, um Hitzeschutzmaßnahmen umzusetzen, bietet laut Angaben im Hitzeschutzplan unter anderem das HitzeService-Portal für Kommunen (LMU München), das hier online abrufbar ist.

  • Oberstes Ziel der Hitzeprävention ist der Schutz vulnerabler Gruppen – wie Ältere, Kinder, Vorerkrankte, Pflegebedürftige, Alleinlebende, Menschen mit Behinderungen oder Obdachlose. In einem ersten Schritt sollen dazu Informationen zu den bestehenden Initiativen, Konzepten und Projekten allen Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden.

  • Mit dem Deutschen Hausärzteverband soll besprochen werden, wie eine gezielte Kontaktaufnahme der niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte mit vulnerablen Patientinnen und Patienten erfolgen kann. Auch Nachbarschaftshilfe soll gefördert werden.

  • Es wird eine gemeinsame Plakataktion des BMG und des Deutschen Hausärzteverbandes zur Erreichung vulnerabler Patientengruppen über die Hausarztpraxen (Link) geben. Hinzu kommt die Entwicklung von bundesweiten Schulungskonzepten durch den Hausärzteverband zu klimaresilienter Versorgung (Link)

  • Die Krankenkassen sollen zusammen mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) Kommunen und Betriebe mit ihren Leistungen zur Prävention und Gesundheitsförderung im Bereich des Hitzeschutzes unterstützen.

  • Geplant ist ferner eine Konzertierte Aktion Hitze, die im Herbst 2023 eine Bestandsaufnahme und Analyse bestehender Konzepte und Ressourcen für Schutzmaßnahmen vornehmen und die Erfahrungen des Sommers 2023 auswerten soll.

Kritik an den Hitzeplänen des Bundesgesundheitsministers kommt beispielsweise von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Bloße Worte allein schützten die Menschen nicht vor Hitze, es müsse nun auch praktisches Handeln folgen, heißt es dort. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU) erklärte Medienberichten zufolge, dass der Alarmismus, den Lauterbach an den Tag lege, nicht angemessen sei. Die große Mehrheit der Bevölkerung fühle sich längst gut darüber informiert, wie man mit Hitze umgehen könne, sagte er.

Andrew Ullmann, Gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, hält Maßnahmen gegen die Folgen der Hitzeeinwirkung auf die Gesundheit für richtig. Allerdings gehe er davon aus, dass die Mittel auch moderner sein könnten und die Fachärztinnen und Fachärzte einbezogen werden sollten. Und der Sozialverband Deutschland (SoVD) begrüßt den Hitzeschutzplan, und betont gleichzeitig, dass es jetzt wichtig sei, Hitzeschutzpläne und Empfehlungen auch in der Praxis gezielt umzusetzen.

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