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Repräsentative Umfrage zum Primärversorgungssystem

Mehrheit für Facharzttermine nur per Überweisung

ao
Politik
Rund 55 Prozent der Deutschen befürworten das Vorhaben, Facharzttermine nur nach Überweisung zu vergeben, wobei Termine bei Zahn-, Frauen- und Kinderärzten davon ausgenommen sein sollen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des AOK-Bundesverbands.

In ihrem Koalitionsvertrag hat sich die schwarz-rote Koalition vorgenommen, Primärversorgungspraxen grundsätzlich zur ersten Anlaufstelle bei Gesundheitsanliegen machen. Laut einer repräsentativen Erhebung des Forsa-Instituts unter 8.565 Erwachsenen stimmt die Mehrheit den Plänen zu. „Das ist eine gute Ausgangslage für die angestrebte Reform“, bewertete Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, das Ergebnis.

Zugleich gelte es, auch die Bedenken von knapp 40 Prozent der Befragten, die nicht damit einverstanden seien, ernst zu nehmen. „Dabei muss vor allem deutlich gemacht werden, dass eine gezielte Steuerung Vorteile für alle gesetzlich Versicherten bringt, in erster Linie schnellere Facharzttermine nach Bedarf und Dringlichkeit sowie eine effizientere Nutzung der Ressourcen“, sagte Reimann.

Fester Ansprechpartner gewünscht

Reformbedarf sieht die AOK auch bei der grundsätzlichen Komplexität der ambulanten Versorgung, die viele Menschen überfordere, teilte der AOK-Bundesverband weiter mit. So gaben in der Forsa-Umfrage 79 Prozent der Befragten an, dass ihnen ein fester Ansprechpartner wichtig sei, der ihnen bei allen gesundheitlichen Anliegen zur Seite stehe und sie bei Bedarf durch das Gesundheitssystem lotse. Bei Menschen ab 60 Jahren liegt dieser Anteil in der Umfrage bei 84 Prozent.

Als Ergänzung zum Reformvorhaben des BMG hatte die AOK-Gemeinschaft in einem im Sommer 2025 vorgelegten Positionspapier vorgeschlagen, die hausärztliche Versorgung so weiterzuentwickeln, dass nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern Teams aus unterschiedlichen medizinischen Berufsgruppen gemeinsam die Grundversorgung übernehmen.

Laut der neuen Forsa-Umfrage befürworten 57 Prozent der Befragten dieses Konzept der Zusammenarbeit verschiedener Gesundheitsberufe. Besonders aufgeschlossen zeigten sich dabei jüngere Menschen zwischen 18 bis 29 Jahren: Hier lag die Zustimmung sogar bei 70 Prozent. „Wir müssen weg von der reinen Arztfokussierung. Dieser teambasierte Ansatz hat sich in anderen Ländern bereits gut bewährt. Er würde auch in Deutschland Entlastung bringen und die Versorgung verbessern“, sagte Reimann.

Ein Drittel sieht Notaufnahme als erste Anlaufstelle

Der Forsa-Umfrage zufolge wirken sich Orientierungslosigkeit und fehlende Steuerung vor allem an den Wochenenden und außerhalb der Praxis-Sprechzeiten negativ aus: So sagten 32 Prozent der Befragten, dass sie auch bei medizinischen Problemen, die keine lebensbedrohlichen Notfälle darstellen, am Wochenende als erste Anlaufstelle die Notaufnahme aufsuchen würden. Fünf Prozent gaben sogar an, dass sie in solchen Fällen die Notrufnummer 112 wählen würden.

Aus Sicht der AOK müssen künftig die geplanten Primärversorgungspraxen und die Akutleitstelle für die 116117 die Behandlungsdringlichkeit anhand eines standardisierten Ersteinschätzungsverfahrens beurteilen und Patienten in die passende Behandlung vermitteln. Das würde dem Kassenverband zufolge auch die Notfallversorgung entlasten.

Reimann wies außerdem darauf hin, dass sich 81 Prozent der Befragten eine am Bedarf ausgerichtete Terminvergabe und 77 Prozent eine aktive Unterstützung bei der Terminsuche durch ihre Krankenkasse wünschen.

Die repräsentative Befragung wurde vom 4. bis 13. September 2025 unter insgesamt 8.565 Personen über 18 Jahren durchgeführt. Es handelt sich um eine Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung.

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