Mit dem Zahnmobil zur Konferenz
Zahnärzte garantieren nicht nur die zahnmedizinische Versorgung in Deutschland, sie leisten auch ehrenamtlich Unterstützung im In- und Ausland. Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hatte verschiedene Akteure eingeladen, die sich hierzulande ehrenamtlich engagieren und sich um Patienten kümmern, die sonst aus den unterschiedlichsten Gründen nicht den Weg in die herkömmlichen Praxen finden.
Um den Vernetzungsgedanken zu unterstreichen, stellten die Teilnehmer dar, in welchen Bereichen sie ehrenamtlich aktiv sind. Ob die karitative zahnmedizinische Behandlung von Wohnungslosen (dies oft auch in Fahrzeugen als mobile Einheiten), die Schulung von Pflegekräften in Pflegeeinrichtungen hinsichtlich der Mundhygiene dortiger Bewohner, die ehrenamtliche Unterstützung bei Menschen mit Behinderungen, Charity-Aktionen zugunsten kranker Kinder – die Beispiele zeigten, dass die Zahnärzte als Berufsstand sich mannigfaltig ehrenamtlich bei der gesundheitlichen Versorgung von gesellschaftlichen Gruppen engagieren, die Hilfe benötigen.
Ehrenamtliches Engagement wertschätzen
Prof. Dietmar Oesterreich, Vize-Präsident der BZÄK, betonte denn auch, dass sich unter dem Dach der BZÄK bereits 63 Projekte vernetzt haben, davon 23, die im Inland tätig sind. "Auch, wenn die zahnmedizinische Versorgung für deutsche Patienten insgesamt gut ist, so haben wir doch besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen, bei denen die Mundhygiene und die zahnmedizinische Versorgung zu wünschen übrig lassen." Das Engagement für solche Gruppen sei absolut notwendig, unterstrich Oesterreich.
Dr. Karsten Heegewaldt, Vorstandsreferent der BZÄK für den Bereich Soziale Fragen/Hilfsorganisationen und Präsident der Zahnärztekammer Berlin, hielt fest, es sei "wichtig und richtig", dass das soziale Engagement der Zahnärzte eine Stimme hat. Dies sei umso wichtiger, da im Zuge der vermehrten Bildung von MVZ die Ökonomisierung der Zahnmedizin gerade dort fortschreite und es den MVZ eher um Profit und nicht um das Gemeinwohl gehe.
Menschen ohne Papiere
Den Tagungsteilnehmern wurde in einem Vortrag eine Bevölkerungsgruppe nähergebracht, für die die (zahn-)medizinische Versorgung schwer zugänglich ist: Dr. Anja Dieterich von der Diakonie Deutschland, Carolin Ochs von der Malteser Migrantenmedizin Berlin und Dr. Johanna Offe von Ärzte der Welt berichteten, wie sie sich in einem Projekt um Menschen ohne Papiere kümmern. Je nach Schätzung gibt es zwischen 180.000 und 520.000 dieser Patienten, sagte Dieterich.
Diese Personengruppe ist nicht identisch mit der Gruppe der Geflüchteten, lebt aber genauso in unsicheren Verhältnissen und hat permanent Angst, ohne Dokumente entdeckt zu werden, so Dieterich. "Im Allgemeinen haben diese Menschen gar keine zahnmedizinische oder medizinische Versorgung." Den Akteuren, die sich an der medizinischen Unterstützung dieser Patienten beteiligen, gehe es ausschließlich darum, deren Recht auf gesundheitliche Versorgung hierzulande einlösen zu können und nicht um Migrationspolitik, sagte sie.
Mit dem Treffen auf Initiative von Dr. Christian Bolstorff, dem langjährigen Leiter des Berliner Hilfswerks Zahnmedizin, sollten sich die diversen Hilfsangebote über ihre Erfahrungen austauschen mit dem Ziel, dass das karitative Engagement der Zahnärzte im Inland stärker in eine breite Öffentlichkeit getragen wird. Dr. Klaus Winter, viele Jahre Leiter des Hilfswerks Deutscher Zahnärzte, pflichtete dem bei: "Die meisten der Hilfsprojekte finden im Ausland statt, es wird Zeit, dass wir die Aufmerksamkeit mehr auf die Unterstützung und Hilfseinsätze lenken, die Zahnärzte ehrenamtlich im Inland leisten."