Affenpocken

Nachfrage nach Impfstoff übersteigt Angebot deutlich

LL
Gesellschaft
In Spanien wurden in den vergangenen Tagen die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit Affenpocken in Europa registriert. Die Fallzahlen steigen weiter. Die Deutsche Aidshilfe (DAH) fordert eine Million Impfdosen für Menschen mit hohem Infektionsrisiko, um die Ausbreitung einzudämmen.

Damit sich die Affenpocken nicht weiter ausbereiten können, müsse mehr Impfstoff bestellt und für alle Personen, die eine Impfung brauchen, bereitgestellt werden, fordert die DAH. Sie verlangt vom Bund die Bestellung von einer Million Dosen für Deutschland, die einer halben Million Menschen einen dauerhaften Impfschutz geben sollen.

Das sind deutlich mehr als derzeit geordert. Die DAH mahnt auch, den Impfstoff zügig zu bestellen, da kurzfristige Käufe in naher Zukunft kaum mehr möglich seien. Vorsorgen lautet ihr dringendes Credo, um die Infektionszahlen zu senken und die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen. Es gibt noch kein Medikament gegen die Viruserkrankung. Antivirale Wirkstoffe befinden sich in der Entwicklung.

Die Zahl der homo- und bisexuellen Männer, die Sex mit wechselnden Partnern haben, schätzt die DAH auf Basis der sogenannten EMIS-Studie von 2017 auf mehr als 500.000. Sie gelten als hauptsächlich gefährdet. Außerdem sei nicht auszuschließen, dass das Affenpocken-Virus (MPXV) demnächst auch andere Bevölkerungsgruppen betreffe, erläutert die DAH in ihrer Mitteilung. Doch der Impfstoff gegen MPXV, der nur von einer einzigen Firma hergestellt wird, ist bereits jetzt äußerst knapp.

Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt hingegen den Bedarf derzeit noch geringer ein: So hätten circa 130.000 Menschen in Deutschland eine Indikation für eine Impfung gegen Affenpocken, also bräuchte es nach dieser Schätzung etwa 260.000 Impfdosen. Im Abstand von vier Wochen würden idealerweise zwei Impfdosen verabreicht.

Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, übersteigt die Nachfrage das Angebot der Impfungen in den Schwerpunktpraxen und Impfstellen deutlich. Zum Teil wurden dort Wartelisten angelegt, auf denen sich mehrere hundert Impf-Interessierte befinden. Die bisher beschafften Dosen waren innerhalb von zwei Tagen verimpft. Die meisten Affenpockeninfektionen gibt es in Deutschland aktuell in Berlin mit 1.329 Fällen und in Nordrhein-Westfalen mit 2.595 Fällen (Stand: 29. Juli).

Bisher ist der Impfstoff nicht breit verfügbar

Bislang hat die Bundesregierung 240.000 Impfstoffdosen bestellt (plus 5.300 Dosen aus EU-Beständen). Davon sind 40.000 bislang ausgeliefert, 200.000 sollen bis Ende September folgen, zählt die DAH auf.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte Anfang Juni eine Empfehlung zum „Pockenimpfstoff Imvanex für die Postexpositionsprophylaxe nach Affenpockenexposition und für die Indikationsimpfung von Personen mit einem erhöhten Expositions- und Infektionsrisiko“ ausgesprochen. Das Vakzin ist nun auch offiziell gegen Affenpocken zugelassen.

Erste Todesfälle in Spanien

In der spanischen Region Valencia wurde der Tod eines Patienten „durch eine infektionsbedingte Enzephalitis verursacht“, meldete das dortige Gesundheitsministerium Ende vergangener Woche. Der Fall werde derzeit analysiert, um die Ursache endgültig zu bestätigen. Laut Medienberichten war der Tote ein etwa 40 Jahre alter Mann, der auf der Intensivstation in einem Krankenhaus lag.

In Andalusien verstarb ein 31-Jähriger, der mit einer durch die Infektion verursachten Meningoenzephalitis, einer Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, auf die Intensivstation des Universitätskrankenhauses in Córdoba eingeliefert wurde. Die Todesfälle könnten auch in Zusammenhang mit Vorerkrankungen stehen. Ob Begleiterkrankungen vorlagen, ist aktuell jedoch in beiden Fällen noch nicht geklärt. Bislang meldetet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fünf Todesfälle – alle in Afrika.

Das Krankheitsbild

Quelle: RKI

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) stellt Informationen zu den Affenpocken auf ihrerhttps://www.bzaek.de/berufsausuebung/hygiene.html _blank external-link-new-windowzur Verfügung.

Die Deutsche Aidshilfe fasst aufhttps://www.aidshilfe.de/affenpocken _blank external-link-new-windowalle wichtigen Informationen zu Affenpocken zusammen.

Das RKI hathttps://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Affenpocken/affenpocken_gesamt.html _blank external-link-new-windowzusammengestellt und veröffentlichthttps://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/25-26/Art_01.html _blank external-link-new-windowden Beschluss der STIKO für die Empfehlung zur Impfung gegen Affenpocken mit Imvanex (MVA-Impfstoff).

Die EMA informierthttps://www.ema.europa.eu/en/documents/overview/imvanex-epar-medicine-overview_de.pdf _blank external-link-new-windowüber den Pockenimpftsoff Imvanex, seine Wirkung, Risiken und EU-Zulassung.

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