Neue Therapie-Option bei Kopf-Hals-Karzinomen
Forschende der MedUni Wien haben im Rahmen einer Studie an HPV-positiven Plattenepithelkarzinomen im Kopf-Hals-Bereich eine neue Therapieoption entdeckt. Bei ihren Untersuchungen konnten sie das Protein CBP (Creb-binding protein) identifizieren, durch das sich ein überdurchschnittlich langes Überleben der PatientInnen mit HPV-positivem Kopf-Halskarzinom prognostizieren lässt. Dieses Protein wollen sie sich auch im Hinblick auf die Therapie zunutze machen. Sie versuchen, Medikamente zu entwickeln, die zielgerichtete Inhibitoren gegen CBP enthalten.
Ein Viertel aller Kopf-Hals-Tumore durch HPV verursacht
Die häufigsten Auslöser von Karzinomen im Kopf- und Halsbereich sind nach wie vor Alkoholkonsum und Rauchen. Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) nehmen aber als Ursache in den letzten Jahren zu. Aktuell kann rund ein Viertel der Karzinome auf HPV zurückgeführt werden. PatientInnen mit HPV-positiven Kopf-Hals-Tumoren werden zumeist mit Chemo- und Strahlentherapie behandelt. Viele Betroffene leiden unter Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit und Anämie.
Auf der Suche nach zielgerichteten Therapieoptionen haben die Forschenden das Gewebe von PatientInnen mit HPV-positivem Kopf-Hals-Tumoren histologisch und an präklinischen Modellen studiert. Dabei entdeckten sie das Protein CBP, das unter anderem an der Entstehung von Karzinomen beteiligt ist.
Wie die Studie zeigt, ist CBP bei durch HPV induzierten Kopf-Hals-Tumoren in stark erhöhtem Maß aktiv. Die Forschenden erkannten, dass CBP als prognostischer Marker für ein überdurchschnittlich langes Überleben der PatientInnen fungieren kann. Sie fanden auch heraus, dass speziell HPV-positive, an Kopf-Hals-Tumoren angelehnte Zellmodelle mit einem CBP-Inhibitor in vitro effektiv behandelt werden können.
THERAPIE mit CBP-Inhibitoren wirkt zielgerichteter
CBP-Inhibitoren sind Medikamente, die noch in Entwicklung sind, aber im Laufe der nächsten Jahre zur Verfügung stehen könnten. Für PatientInnen mit HPV-positivem Kopf-Halskarzinom hätte eine Therapie mit CBP-Inhibitoren den Vorteil, dass sie nicht auf den ganzen Körper, sondern zielgerichtet wirken könnte. Außerdem wäre sie wahrscheinlich besser verträglich als die konventionelle Chemo- und Strahlentherapie, was die Lebensqualität der Betroffenen deutlich steigern könnte, fasst Studienleiter Lorenz Kadletz-Wanke das zentrale Ergebnis der Forschungsarbeit zusammen.
Brkic et al., „Targeting Wnt/Beta-Catenin Signaling in HPV-Positive Head and Neck Squamous Cell Carcinoma”. Pharmaceuticals (Basel). 2022 Mar 20;15(3):378.doi: 10.3390/ph15030378.PMID: 35337176; PMCID: PMC8955953.