Initiative "COVID-Strategie" kritisiert

Nur einzelne Experten bestimmen die Corona-Strategie!

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Die Initiative "COVID-Strategie" um den Epidemiologen Prof. Klaus Stöhr kritisiert, dass die Regierung auf den Rat einzelner Experten bei der Pandemie-Bekämpfung setzt statt ein Expertengremium einzuberufen.

Im heutigen ARD-Morgenmagazin forderte Stöhr, Ex-Direktor des Influenza-Programms der WHO, dass ähnlich wie die Ständige Impfkomission STIKO bei den Impfstoffen, vorab ein Gremium aus Fachleuten die Fragen von Öffnung und Nicht-Öffnung diskutiert und dann ihre Vorschläge der Politik unterbreitet. Es gehe darum, alternative Bekämpfungsoptionen zu erarbeiten, ihre Vor- und Nachteile evaluieren und schließlich ergebnissoffen den Entscheidungsträgern vorzustellen. Es könne nicht sein, dass Einzelpersonen das Geschehen dominieren.

Aktuell wird die Meinung der Kollegen offensichtlich nicht gehört

Aktuell werde die Meinung der vielen Kollegen - von Infektiologen, Krankenhaushygienikern über Pädiater bis zu  Virologen - offensichtlich nicht gehört. Anders könne er sich nicht erklären, dass "die vielen Fachbereiche immer neue Stellungnahmen vorlegen, die irgendwo im Raum stehen bleiben", was bei den Verfassern nur mehr Frust erzeuge. Gerade in der Debatte um die Virusvarianten kämen Wissenschaftler aus den verschiedenen Disziplinen bei der Risikoabschätzung überhaupt nicht zu Wort.

"Wir müssen einen realistischen Plan haben, der durchhaltbar ist!"

Die No-COVID-Strategie, die bei der Regierung offenbar hoch im Krus stehe, hält seine Gruppe vor dem Hintergrund der zunehmenden Pandemie-Müdigkeit für gar nicht umsetzbar. "Wir müssen einen realistischen Plan haben, der durchhaltbar ist, der transparent ist und der die Menschen mitnimmt", sagte Stöhr und verwies auf die letzten drei Monate im Fast-Dauer-Lockdown.

Zu Stöhrs Mitstreitern gehören unter aderem der Medizinstatistiker Prof. Dr. Gerd Antes, Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg sowie Prof. Dr. Matthias Schrappe und Hedwig François-Kettner von der Autorengruppe Thesenpapiere.

Stufen-Plan der Initiative "COVID-Strategie"

Stufen-Plan der Initiative "COVID-Strategie"

  • Ein elastischer, transparenter Stufenplan wird benötigt, der Deutschland ohne stetig neue Grundsatzdiskussionen bis zum Pandemie-Ende bringt, da sich die Situation durch die Saison, die Populationsbewegungen, neue Varianten und den sich verändernden Bekämpfungserfolg sehr dynamisch bewegt. Er soll auch die Positivagenda beinhalten gegen die Pandemiemüdigkeit. Nach einem Jahr stolpern von Lockdown zu Lockdown.

  • Die entscheidenden Erfolgskriterien zur Abbildung der Pandemiesituation müssen dringend festgelegt werden: R-Wert-Trend, risikogruppenspezifische Inzidenzen, Belastung Gesundheitssystem, Belegung Intensivstationen, Sterbefälle. Weitere Indizes wären vorstellbar. Zur gesundheitlichen und epidemiologischen Bewertung der Pandemiestufen ist die mittlere 7-Tage Melderate allein nicht geeignet.

  • Die Maßnahmen der Pandemiepläne müssen in allen Stufen durchhaltbar und tragfähig für die Gesellschaft sein. Die Politik muss daher einen Prozess des wissenschaftlichen und politischen Diskurses darüber initiieren, welcher Zielkorridor/welche Pandemiestufe durchhaltbar angestrebt werden soll. Die 50er mittlere 7-Tage Melderate ist zum Beispiel für stationäre Einrichtungen völlig ungeeignet und für die Gesamtbevölkerung im Winter nur unter größten Anstrengungen zu erreichen und kann danach nur durch weitere harte Maßnahmen gehalten werden. Im Sommer können wiederum niedrigere Pandemiestufen angestrebt werden.

  • Interdisziplinäre Arbeitsgruppen legen die Eskalationsstufen der Maßnahmen in den einzelnen Lebensbereichen fest. Beispiel für den Einzelhandel: keine Einschränkungen, Öffnung mit Hygienekonzepten, Schließung.

Initiative "COVID-Strategie", 7. Februar 2021

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