Orales Mikrobiom kann Lungenerkrankung beeinflussen
Es ist inzwischen allgemein anerkannt, dass Bakterien aus Mund und Rachen einen wichtigen Beitrag zum Lungenmikrobiom leisten. In einer aktuellen Studie unter der Leitung der University of Michigan und der University of Virginia wurde die Rolle des oralen Mikrobioms bei Erkrankungen der Lunge untersucht. In der Studie konnten Zusammenhänge zwischen dem oralen Mikrobiom und der Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit einer idiopathischen Lungenfibrose hergestellt werden.
Die Forschenden entnahmen Proben von 511 Patientinnen und Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose, um Veränderungen der Bakterienpopulationen zu untersuchen. Mithilfe der 16S rRNA-Analyse und anderer genetischer Verfahren extrahierte das Team DNA aus Wangenabstrichen.
Streptococcus mitis ist auch ein Torwächter für Parodontitis-Bakterien
Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine größere Vielfalt an Bakterien in der Lunge und im Darm auf eine bessere Gesundheit hinweist. Das gelte jedoch nicht für den Mund, bemerkte O'Dwyer. Die Ergebnisse zeigen, dass „eine größere mikrobielle Vielfalt des Mikrobioms mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden, während ein größerer Anteil an Streptokokken mit einem geringeren Sterberisiko verbunden war". Konkret stellten die Forschenden fest, dass insbesondere Streptococcus mitis bei bestimmten Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose dominierte, die keine Antibiotikabehandlung erhielten. Darüber hinaus hatten diese Patienten eine bessere Lungenfunktion und eine weniger schwere Erkrankung – und letztlich eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit.
Bisher hat die Forschung gezeigt, dass eine größere Vielfalt von Bakterien in der Lunge und im Darm auf eine bessere Gesundheit schließen lässt. Es gebe allerdings Ausnahmen, erklärt David O'Dwyer, Erstautor der Studie. So neige Streptococcus mitis dazu, als Türsteher für andere bakterielle Bedrohungen zu fungieren, unter anderem auch gegenüber Bakterien, die Parodontalerkrankungen verursachen können. Die Autoren fanden allerdings bei Patienten, die bei idiopathischer Lungenfibrose eine Antibiotikabehandlung erhielten, nicht den gleichen schützenden Zusammenhang zwischen oralen Streptococcus mitis und der Lungenerkrankung.
O'Dwyer DN, Kim JS, Ma SF, Ranjan P, Das P, Lipinski JH, Metcalf JD, Falkowski NR, Yow E, Anstrom K, Dickson RP, Huang Y, Gilbert JA, Martinez FJ, Noth I. Commensal Oral Microbiota, Disease Severity and Mortality in Fibrotic Lung Disease. Am J Respir Crit Care Med. 2023 Dec 5. doi: 10.1164/rccm.202308-1357OC. Epub ahead of print. PMID: 38051927.