Parodontologen und Hausärzte fordern mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit
Parodontitis ist bekanntlich umfangreich mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Atemwegserkrankungen verbunden und darüber hinaus die häufigste nichtübertragbare Krankheit beim Menschen. Da die Behandlung der Parodontitis Diabeteswerte verbessert und das kardiovaskuläre Risiko senken kann, fordern die European Federation of Periodontology (EFP) und der europäische Arm der World Organization of National Colleges, Academies and Academic Associations of General Practitioners/Family Physicians (WONCA), WONCA Europe, eine engere Zusammenarbeit von Zahnärzten und Hausärzten. Ein Konsensuspapier wurde jetzt im „European Journal of General Practice“ veröffentlicht.
Hausärzte sollen Herz-Kreislauf-Patienten zahnmedizinische Überprüfung empfehlen
Parodontitis erhöht das Risiko für koronare Herzerkrankungen, zerebrovaskuläre Erkrankungen und Gefäßerkrankungen. Es ist auch mit einer höheren Sterblichkeitsrate aufgrund koronarer Herzkrankheit und zerebrovaskulärer Erkrankung verbunden, mit einem erhöhten Risiko eines ersten kardiovaskulären Ereignisses und einer höheren Inzidenz von Vorhofflimmern. Aufgrund dieser Zusammenhänge und des möglichen positiven Einflusses einer Parodontalbehandlung auf Surrogatparameter von kardiovaskulären Erkrankungen (Blutdruck, Gefäßsteifigkeit) sollten Hausärzte ihre Herz-Kreislauf-Patienten nach Parodontitissymptomen wie Zahnfleischbluten oder gelockerte Zähne befragen und gegebenenfalls eine zahnmedizinische Überprüfung empfehlen.
Auch bei Diabetespatienten empfehlen die Dachverbände eine verstärkte Kooperation: „Ermutigen Sie Patienten, regelmäßig Termine zur Mundgesundheit wahrzunehmen, um ihre Parodontitis zu behandeln“. Die Parodontalbehandlung könne die Blutzuckerkontrolle verbessern und künftige Diabetes-Komplikationen reduzieren, so die Autoren des Konsensuspapiers. Patienten sollten dabei auch immer darauf hingewiesen werden, dass schlecht eingestellte Blutzuckerwerte die Behandlung der Parodontitis erschweren.
Hausärzte und Parodontologen sind sich einig
Im Konsensuspapier wird auch auf die Lücken in der Evidenz für die systemischen Zusammenhänge der Parodontitis eingegangen. Im Falle des Zusammenhangs mit kardiovaskulären Erkrankungen sei es auch aus ethischen Gründen fraglich, ob eines Tages „harte“ Ergebnisse aus Interventionsstudien verfügbar sein werden und man nicht mehr auf die Forschungen mit Surrogatparametern zurückgreifen muss.
In der Gesamtbetrachtung der Evidenz waren sich die Vertreter der Dachverbände jedoch einig: „Der Konsens zwischen Hausärzten und Parodontologen besteht darin, dass Parodontitis unabhängig mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, COPD, OSA und COVID-19-Komplikationen verbunden ist und dass die Behandlung von Parodontitis mit Verbesserungen des systemischen Gesundheitszustands verbunden ist. Diese Ergebnisse machen die engere Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Hausärzten wichtig und relevant für die Früherkennung und Behandlung nichtübertragbarer Krankheiten.“
Herrera, D., Sanz, M., Shapira, L., Brotons, C., Chapple, I., Frese, T., … Vinker, S. (2024). Periodontal diseases and cardiovascular diseases, diabetes, and respiratory diseases: Summary of the consensus report by the European Federation of Periodontology and WONCA Europe. European Journal of General Practice, 30(1). doi.org/10.1080/13814788.2024.2320120