Pflegevorsorge? Nein danke
Insgesamt 42 Prozent schätzen den Umfang der eigenen Pflegevorsorge als schlecht bis sehr schlecht ein, 26 Prozent können ihre Absicherung nicht beurteilen. Zudem gibt die Mehrheit der Befragten an, keine oder nur in geringem Ausmaß zusätzliche Beiträge zur eigenen Absicherung leisten zu wollen.
"Dieses Resultat ist zunächst erstaunlich, weil immer mehr Menschen Informationen im Bereich Pflege suchen und sich mit dem Thema beschäftigen", kommentiert Dr. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, die Umfrage.
Informiert, aber unversichert
Im Vergleich zur Umfrage des Gesundheitsmonitors im Jahre 2004 nahm der Anteil der Bevölkerung, der sich als sehr gut, gut und zufriedenstellend zum Thema Pflege informiert fühlt, von 48 Prozent auf rund 72 Prozent zu. 60 Prozent geben an, bereits mit dem Thema Pflegebedürftigkeit in Berührung gekommen zu sein. Jeder Fünfte hat darüber hinaus bereits selbst gepflegt oder tut dies aktuell.
Dass trotzdem vergleichsweise wenig Menschen für den eigenen Pflegefall vorsorgen, hängt mit der jeweiligen Lebenssituation beziehungsweise mit dem Lebensalter zusammen: Die größte Ablehnung einer zusätzlichen Absicherung ist bei der Sandwich-Generation der 35- bis 49-Jährigen zu verzeichnen. Dies könnte mit der Doppelbelastung aus Erziehung der eigenen Kinder und Sorge für die Eltern zusammenhängen. Am stärksten ist die Vorsorgebereitschaft in der Altersgruppe der 50- bis 69-Jährigen.
Außerdem dürften finanzielle Aspekte eine wesentliche Rolle spielen: Während 68 Prozent der einkommensstärkeren Schichten einer zusätzlichen Absicherung zustimmen, sind es nur 49 Prozent der Einkommensschwächeren. Von den Befragten, die sich nicht gut oder sehr gut abgesichert fühlen, wollen 38 Prozent auch in Zukunft keine Vorsorgemaßnahmen ergreifen.
So lange wie möglich zu Hause leben
Wenn die Menschen sich über Zusatzvorsorge Gedanken machen, so ist dies häufig mit dem Wunsch verbunden, so lange wie möglich zu Hause leben zu können: Rund 25 Prozent der Befragten geben an, im eigenen Pflegefall eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu Hause abzusichern.
Dies passt zu einem langfristigen Trend: Gut zwei Drittel der Befragten halten die Pflege durch Familienangehörige durchaus für zeitgemäß, möchten diese jedoch oftmals durch professionelle Dienste ergänzt wissen. "Informationsangebote müssen die individuellen Anforderungen und Lebenssituationen der Menschen berücksichtigen, sonst werden sie keinen positiven Einfluss auf das Vorsorgeverhalten haben", folgert Mohn.
Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK wurden repräsentativ 1.795 Frauen und Männer für den Gesundheitsmonitor befragt.