Ad-hoc-Empfehlung des Ethikrats

Politik sollte berufsbezogene Impfpflicht prüfen

pr/pm
Gesellschaft
Der Deutsche Ethikrat empfiehlt der Bundesregierung, gesetzliche Regeln für eine berufsbezogene Impfpflicht zu prüfen. Das betrifft Bereiche, in denen besonders vulnerable Gruppen versorgt werden müssen – wie etwa ärztliches und pflegendes Personal.

Der Deutsche Ethikrat empfiehlt angesichts der gegenwärtigen pandemischen Situation eine ernsthafte und rasche Prüfung einer berufsbezogenen Impfpflicht in Bereichen, in denen besonders vulnerable Menschen versorgt werden.

„Beschäftigte, die schwer oder chronisch kranke sowie hochbetagte Menschen beruflich versorgen, wie ärztliches und pflegendes Personal, aber auch Mitarbeitende des Sozialdienstes, der Alltagsbegleitung oder der Hauswirtschaft, tragen eine besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen", betonte der Ethikrat in einer Stellungnahme. Gleiches gelte für Institutionen und Einrichtungen, die dafür verantwortlich sind, die dort versorgten Menschen keinen vermeidbaren gesundheitlichen Gefahren auszusetzen.

Berufsausstiege versus Schutzpflichten

Das Gremium rät der Bundesregierung, unverzüglich eine hinreichend differenzierte gesetzliche Regelung für eine berufsbezogene Impfpflicht zu prüfen und gegebenenfalls eine praktikable und effektive Umsetzung vorzubereiten.

Vielfach diskutierte Sorgen um etwaige negative Konsequenzen einer solchen Maßnahme, etwa Berufsausstiege in den betroffenen Berufsgruppen, müssten dabei zwar berücksichtigt werden, seien aber im Rahmen der Schutzpflichten gegenüber Menschen aus Hochrisikogruppen zu bewerten, argumentiert der Ethikrat. Es sei darauf zu achten, vorhandene strukturelle Probleme in Einrichtungen und für die betroffenen Berufsgruppen auf keinen Fall zu verstärken.

Impfpflicht kann ein Signal sein

Das Gremium hofft dabei, dass bereits die Diskussion um die Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht als ein Signal in den Institutionen wahrgenommen wird, zügig effektive, aufsuchende Impfkampagnen mit zielgruppenspezifischer Information und Aufklärung für die verschiedenen Berufsgruppen zu organisieren, die mit den ohnehin angezeigten Booster-Impfkampagnen kombiniert werden könnten. Die auf Freiwilligkeit, Information, Überzeugungsarbeit und Vertrauensbildung beruhende Impfstrategie im Land bleibe unverändert wichtig.

Der Ethikrat weist darauf hin, dass er sich bereits in seiner Stellungnahme zur Masernimpfung im Jahr 2019 mit einer berufsbezogenen Impfpflicht beschäftigt und diese für eine Reihe von Berufsgruppen empfohlen hatte. Dazu gehört Personal im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen.

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