Polizisten nach Schusswechseln oft traumatisiert
Für ihre Probleme bekommen die Beamten nicht immer die nötige Hilfe. "Oft fehlt Kollegen und Vorgesetzten das Verständnis dafür“, sagt der Leiter der Berliner Gruppe, Jürgen Röhr. Vor allem wer im Einsatz geschossen habe, bekomme nicht selten zu hören, "man solle sich nicht so anstellen". Doch derartige Erlebnisse könne man „nicht so einfach abtun."
Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner
Die Selbsthilfegruppe, die für betroffene Polizisten aus ganz Deutschland Seminare anbietet, hat nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung im Jahr 2002 rund 40 Kurse mit etwa 240 Beamten abgehalten. Manche Polizisten müssten wegen ihrer Erlebnisse sogar ihren Dienst niederlegen. "Niemand ist zum Töten gemacht, das zehrt an der Psyche", sagt der Berliner Ex-Polizist, der 2003 bei einem Einsatz in Kreuzberg lebensgefährlich verletzt wurde. Danach habe er dies selbst erlebt.
Vor der Betreuung ist ein Papierkrieg zu kämpfen
Meist holten die Erlebnisse die betroffenen Beamten erst Wochen später ein. "Dann kann es sie vollkommen unvorbereitet treffen - und für Kollegen ist das dann schon gegessen. Aber dann beginnt eigentlich erst die Verarbeitung", sagte Röhr. Er bemängelt einen hohen bürokratischen Aufwand für betroffene Polizisten. Dabei gebe es von Behördenseite nicht immer die erwünschte Hilfestellung.
Mobbing kommt oft noch dazu
Nach Befragungen von Seminar-Teilnehmern greift bei der Mehrheit die Betreuung zu kurz, ein Drittel ist mit ihr unzufrieden, und rund die Hälfte wird nach den Erlebnissen von Kollegen gar gemobbt. "Ich kenne einen Fall, wo einem Kollegen die Reise zu einem unserer Selbsthilfe-Seminare untersagt wurde", berichtet Röhr."Weil sein Fall schon drei Jahre zurücklag, hieß es dann: "Irgendwann muss auch mal gut sein." Generell müsse es bei der Polizei eine bessere Diskussionskultur geben, fordert Röhr. "Leider wird immer noch nicht wirklich über bestimmte Sachen gesprochen."