Auswertung der Charité

Post-COVID: 72 Prozent haben kognitive Beeinträchtigungen

LL/pm
Gesellschaft
Nach SARS-CoV-2-Infektionen können verschiedene Symptome persistieren. Eine Studie der neurologischen Post-COVID-Ambulanz der Charité zeigt: 72 Prozent der Patienten haben kognitive Beeinträchtigungen.

Ausgewertet wurden die klinischen Befunde der ersten 100 Patienten, die sich seit September 2020 in der dortigen neurologischen Post-COVID-Ambulanz vorgestellt hatten. Ihre Diagnose war mittels PCR-Test oder durch die Bestimmung der Antikörper festgestellt worden. 89 Prozent der Betroffenen hatten einen leichten Krankheitsverlauf ohne stationäre Behandlung. Das mittlere Alter lag bei 45,8 (20 bis 79) Jahren, zwei Drittel der Betroffenen war weiblich. Neben einem kognitiven Screening mit dem „Montreal Cognitive Assessment“ (MoCA) wurden weitere Fragebögen eingesetzt: die „Epworth Sleepiness Scale“ (ESS), das „Beck Depression Inventory Version I“ (BDI) und die „Fatigue Severity Scale“ (FSS).

Fatigue, Kopfschmerzen und Hyposmie kommen auch oft vor

Die Auswertung zeigt: Am häufigsten waren kognitive Beeinträchtigungen (72 Prozent). Weitere häufige Symptome waren Fatigue (67 Prozent), Kopfschmerzen (36 Prozent) und persistierende Hyposmie (36 Prozent). Im Unterschied zu der häufigen Fatigue-Symptomatik war eine exzessive Tagesmüdigkeit nur bei einem Drittel der Betroffenen vorhanden. Es folgten Myalgien (21 Prozent), Schwindel (20 Prozent) und verschiedene Schmerzsyndrome (17 Prozent). 5,5 Prozent aller Patienten zeigten Symptome einer schweren Depression.Weitere Studien

Studien zu Post-COVID

  • Eine schwedische Studie zeigte jüngst, dass Störungen jedoch nicht in Zusammenhang mit einer anhaltenden Schädigung des zentralen Nervensystems durch die Viruserkrankung stehen. Als pathophysiologisch ursächliche Mechanismen werden hingegen eine endotheliale-mikrozirkulatorische Dysfunktion, also anhaltende Inflammation und autoimmunologische Mechanismen diskutiert.

  • Ein weiteres aktuelles Review evaluierte kürzlich erstmals mittels einer systematischen Literaturrecherche die kurz- und langfristigen postakuten Folgen von COVID-19: Sechs Monate nach der akuten Erkrankung hatten litten als die Hälfte von 250.000 COVID-Überlebenden an Spätfolgen, am häufigsten unter verminderter Leistungsfähigkeit sowie an pulmonalen und neuropsychiatrischen Symptomen. Festgestellt wurden auch allgemeine funktionelle Einschränkungen und verminderte Leistungsfähigkeit (bei 44 Prozent), eine generalisierte Angststörung (bei 29,6 Prozent), Konzentrationsstörungen (bei 23,8 Prozent) und Fatigue und/oder Muskelschwäche (bei 37,5 Prozent), so das Ergebnis des Reviews.

„Der Bedarf an neurologischer Versorgung beim Post-COVID-Syndrom ist groß, zumal die Patientenzahlen weiter steigen. Weitere Forschung zu den pathophysiologischen Mechanismen ist dringend erforderlich. Für die Betreuung Betroffener ist die Zusammenarbeit vieler Fachdisziplinen anzustreben, da eine kausale Therapie nicht absehbar ist und ein sinnvolles Procedere für den einzelnen Patienten etabliert werden muss,” erklärte Dr. Christiana Franke, Mitautorin des Papers. Weiter sollte das Angebot von Rehabilitationsbehandlungen für post-COVID-19 Patienten mit vorrangig neurologischen Manifestationen strukturiert werden.

pathophysiologische Mechanismen sind unklar

Insbesondere die hohe Zahl der Betroffenen mit kognitiven Einschränkungen werfe die Frage einer adäquaten Langzeitversorgung auf. Welche pathophysiologischen Mechanismen jedoch ursächlich für das Post-COVID-Syndrom sind, ist aktuell noch unklar. Bis diese Ergebnisse vorliegen, erfolgt die Therapie primär symptomatisch. Systematische weitere Untersuchungen bei neurologischen Post-COVID-Symptomen sind erforderlich, um gezielte Therapieangebote etablieren zu können.

Boesl, F. et al: „A Neurological Outpatient Clinic for Patients With Post-COVID-19 Syndrome — A Report on the Clinical Presentations of the First 100 Patients” Front. Neurol., Sept. 16, 2021 | <link url="https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fneur.2021.738405/full" import_url="https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fneur.2021.738405/full _blank external-link-new-window" follow="follow" seo-title="" target="new-window">doi.org/10.3389/fneur.2021.738405

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