Prof. Radlanski geht in den Ruhestand
Rund 100 Mitarbeiter, Weggefährten, Freunde waren am 19. April in den Hörsaal I des Centrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité-Universitätsmedizin Berlin gekommen, um Radlanski ihre Anerkennung und ihren Dank für sein Lebenswerk auszusprechen.
"Einer der besten Lehrer, den wir je hatten“
Univ.-Prof. Dr. Sebastian Paris, Direktor der Abteilung für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin am CharitéCentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, würdigte den Emeritus in seiner Laudatio als „einen der besten Lehrer, den wir je hatten“. Prof. Dr. Joachim Spranger, Dekan der Charité Universitätsmedizin, verwies in seiner Laudatio ebenfalls auf die starke Anerkennung von Radlanskis Lehrtätigkeit bei den Studirenden: „Radlanski brennt für die Wissenschaft und das motiviert!“
Radlanski bedankte sich sichtlich gerührt bei den Anwesenden. In seiner Abschiedsvorlesung zeichnete er wichtige Meilensteine seiner Laufbahn nach. Nach dem Studium der Medizin und der Zahnheilkunde in Göttingen und Minneapolis und der Ausbildung zum Kieferorthopäden in Göttingen habilitierte er sich 1989 an der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen. Von 1990 bis 1992 arbeitete er als Oberarzt der dortigen Abteilung Kieferorthopädie des Zentrums Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. 1992 folgte er dem Ruf nach Berlin und begann seine Arbeit am Institut für klinisch-theoretische Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Freien Universität Berlin. Dort forschte er unter anderem zur Mikromorphologie der Zahnentwicklung, zur Schmelzmorphologie bei der Entstehung von Fluorosen und zu weiteren Schmelzbildungsanomalien. Ein weiteres Forschungsfeld war die pränatale Gesichtsentwicklung – hier fertigte und digitalisierte Radlanski mit seinem Team rund 50.000 Schnittbilder aus humanen Embryos und Feten. Die „Radlanski Collection“ gehört zu den wenigen, weltweit nutzbaren Sammlungen dieser Art.
Er warnte vor der Feierabendforschung
Seit Jahren bereits kritisierte Radlanski die Forschungsbedingungen an den Universitäten. Die Trias von „Forschung, Lehre und Krankenversorgung“ werde nicht mehr eingehalten, schrieb er im März 2017 in einem Beitrag unter der Überschrift „Bitte nicht nur Feierabendforschung“ für die zm. Oft seien die Belastungen in Lehre und Krankenversorgung so hoch, „ohne dass Freiräume für die Forschung fest eingerichtet sind. Die aktive Beschäftigung mit wissenschaftlichen Fragestellungen wird auf die Abend- und Wochenendzeit verschoben.“ Radlanski war zu diesem Zeitpunkt erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung in der DGZMK (AfG).
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Ralf J. Radlanski
9.10.1958: geboren in Paris
1978 - 1983: Studium der Medizin und der Zahnheilkunde in Göttingen und Minneapolis (Minnesota, U.S.A.).
1983 - 1989: Wissenschaftliche Grundausbildung im Zentrum Anatomie der Universität Göttingen und Ausbildung zum Kieferorthopäden in der Abt. Kieferorthopädie des Zentrums Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Göttingen.
1985: Verleihung des Dr. med. dent.
1989: Verleihung des Dr. med. habil.
1989: Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen.
1990 - 1992: Oberarzt der Abt. Kieferorthopädie des Zentrums Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Göttingen.
1992 - 2024: Professor und Direktor der Abteilung Orale Struktur- und Entwicklungsbiologie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Freie Universität Berlin.
2002 - 2023: Guest Professor an der University of California at San Francisco.
2005 -2023: Guest Professor, University of Turku, Finnland, School of Dentistry.
seit 2012: Gastprofessor an der Universität Basel, Switzerland, MAS Craniofacial Kinetic Sciences.
2016: External Examiner, University of Brisbane (QLD), Australia.
seit 2020: Gastprofessor an der Universität Zürich, „Mantelstudium“ Medizin.
seit 1992: Als Kieferorthopäde teilzeit in Gemeinschaftspraxis tätig.
seit 2012: Präsident der EurAsian Association of Orthodontists (EAO).
2016 - 2019: 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung (AfG) der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.
seit 2021: Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Aligner-Orthodontics DGAO.
seit 2023: Präsident der Deutschen Gesellschaft für Aligner Orthodontics (DGAO).
2023: Verleihung des Dr. h. c. der Rajiv Gandhi University of Health Sciences (Coorg Institute of Dental Sciences), (21.3.2023).
2024: Emeritierung.
Akademische Selbstverwaltung
1993 - 1994: Stellvertretender Geschäftsführender Direktor der WE 5 des Instituts für Klinisch-Theoretische Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Fachbereich Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Freien Universität Berlin.
1996 - 2005: Promotionsbeauftragter des Fachbereichs Humanmedizin am Universitätsklinikum Benjamin Franklin.
1997 - 1999: Stellvertretender Geschäftsführender Direktor der Klinik und Poliklinik für bis Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (WE 32) des Universitätsklinikums Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin.
1999 -2007: Geschäftsführender Direktor der Klinik und Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (WE 36) des Universitätsklinikums Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin.
1999: Mitglied der Haushalts- und Wirtschaftskommission des Universitätsklinikums Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin.
2003 - 2008: National Delegate in the Management Board of the European COST B23 action Craniofacial Morphogenesis and Chairman of the Working Group „Development and Evolution“.
2008 - 2023: Vorsitzender des Prüfungsausschusses für die zahnärztliche Prüfung an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Forschungsgebiete/Sonstiges:
Craniofaciale Morphogenese, Orale Struktur- und Entwicklungsbiologie, Biologische Grundlagen der praktischen Kieferorthopädie.
Mitglied im Berliner Zentrum für Musikermedizin.
Mitglied im Netzwerk Kunst und Medizin an der Charité.
Zahlreiche Originalpublikationen, Buchbeiträge und Lehrbücher zu Fragen der Grundlagenforschung, der strukturbiologischen Grundlagen zahnärztlichen Handelns und praktische klinische Beiträge aus dem Bereich der Kieferorthopädie.
Internationale Referententätigkeit zur kieferorthopädischen Weiterbildung in verschiedenen Fortbildungsinstituten.
Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Fachredaktionen.
Wissenschaftlicher Berater des Berufsverbandes der Kieferorthopäden (BDK).
Seine Vorlesungsreihe gibt es online!
Mit der Emeritierung entfällt auch Radlanskis mehrfach ausgezeichnete Vorlesungsreihe zur Oralen Struktur- und Entwicklungsbiologie. Diese Vorlesungsreihe wurde in den Jahren 2002, 2003 und 2004 dreimal in Folge mit dem „Dental Ben“, dem Preis der Studentinnen und Studenten für die beste Vorlesung der Vorklinik am Campus Benjamin Franklin ausgezeichnet - danach wurde der Preis abgeschafft. Um die Vorlesungen weiter zugänglich zu halten, hat Radlanski alle Vorträge als Video aufgenommen und auf seinem You-Tube-Kanal veröffentlicht.
