Resistenz gegen neue Wirkstoffkombination alarmiert Experten
Enterobakterien wie Escherichia coli oder Klebsiella pneumoniae sind gefürchtete Krankenhauskeime, die schwere Infektionen in Darm und Harnwegen verursachen können. Die Infektionsgefahr mit diesen Erregern wächst, denn sie werden weltweit zunehmend resistent und damit widerstandsfähig gegen eine Gruppe von Antibiotika, die eigentlich die entscheidende Reserve für den Notfall ist: die Carbapeneme.
Eine neue Kombination von zwei antimikrobiellen Substanzen galt als Hoffnungsträger für die Behandlung – doch eine aktuelle Studie an der Justus-Liebig-Universität (JLU) und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) machte diese Hoffnung nun zunichte. Schon vor dem Einsatz der Substanzen in Deutschland konnten die Forschenden Bakterien finden, denen diese neue Kombination nichts mehr anhaben kann.
Experte stuft den Fund als "besorgniserregend" ein
2017 gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste von zwölf multiresistenten Krankheitserregern heraus, für die dringend neue Wirkstoffe benötigt werden. Höchste Priorität haben Acinetobacter baumannii und Pseudomonas aeruginosa sowie die genannten Enterobakterien, die gegen Carbapeneme resistent sind. Für sie galt die neue Kombination aus zwei antimikrobiellen Substanzen – Aztreonam und Avibactam – als Hoffnungsträger.
In einer Kooperation mit Forschenden aus Fribourg konnten die Gießener nun mittels Genomanalyse von Bakterien, die im Rahmen einer Surveillance-Studie für hochresistente Erreger in Hessen durchgeführt wurde, erstmals solche Erreger auch in Deutschland nachweisen. „Das ist besorgniserregend, denn diese Wirkstoff-Kombination wird hier noch nicht klinisch eingesetzt“, erklärt Prof. Dr. Trinad Chakraborty, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der JLU und Co-Koordinator des Forschungsbereichs Krankenhauskeime und Antibiotika-resistente Bakterien des DZIF. Alarmierend sei hierbei auch die Tatsache, dass diese Resistenz auch bei Bakterien gefunden wurde, die in Deutschland sehr häufig vorkommende bakterielle Enzyme (sogenannte Carbapenemasen) tragen, die in der Lage sind, Carbapeneme wirkungslos zu machen. Dadurch werde das Potenzial von Aztreonam-Avibactam als Initialtherapie deutlich eingeschränkt.
Nordmann, P. et al: „Recent emergence of aztreonam-avibactam resistance in NDM and OXA-48 carbapenemase-producing Escherichia coli in Germany” published in ASM Journals on Aug. 23, 2021. DOI: <link url="https://journals.asm.org/doi/10.1128/AAC.01090-21" import_url="https://journals.asm.org/doi/10.1128/AAC.01090-21 _blank external-link-new-window" follow="follow" seo-title="" target="new-window">doi.org/10.1128/AAC.01090-21