Neuer Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft

RFK Jr. will Publikationen in hochkarätigen Medizinjournalen verbieten

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Politik
US-Gesundheitminister Robert F. Kennedy Jr. hat verkündet, dass öffentlich geförderte Studien künftig nicht mehr in medizinischen Journalen publiziert werden sollen, sondern in eigenen Fachzeitschriften, die sein Ministerium herausgibt.

„Wir werden wahrscheinlich nicht mehr im Lancet, New England Journal of Medicine, JAMA und anderen Fachzeitschriften publizieren, weil die alle korrupt sind“, sagte er am Dienstag wörtlich in dem Podcast „The Ultimate Human“. Diese Zeitschriften würden von der Pharmaindustrie finanzierte Studien veröffentlichen.

Als Ersatz dafür werde das National Institutes of Health (NIH) – eine Behörde des Gesundheitsministeriums und weltweit größter Geldgeber für Gesundheitsforschung – medizinische Fachzeitschriften für seine verschiedenen Institute und Zentren einrichten, sagte er: „Sofern sich diese Zeitschriften nicht drastisch ändern, werden wir den Wissenschaftlern des NIH untersagen, dort zu veröffentlichen und intern unsere eigenen Zeitschriften herausgeben!“

Ein weiterer Versuch, die Forschung zu manipulieren

Die drei von Kennedy genannten Medizinjournale sind traditionsreiche renommierte Fachzeitschriften, die im 19. Jahrhundert gegründet wurden und wissenschaftlich-medizinische Originalarbeiten aus aller Welt publizieren, nachdem diese von hochkarätigen Wissenschaftlern nach dem „Peer-Review“-Verfahren streng geprüft wurden.

Seine Äußerungen erfolgten wenige Tage nach der Veröffentlichung eines von Kennedy initiierten Berichts des Weißen Hause. Darin heißt es, dass verschriebene Medikamente zu einem Anstieg chronischer Erkrankungen bei Kindern führen würden. Der umfassende Bericht legt nahe, dass der Einfluss der Pharmaindustrie und eine Kultur der Angst vor offener Meinungsäußerung Ärzte und Wissenschaftler von der Erforschung der Ursachen chronischer Erkrankungen abgehalten haben. Zudem erhielten offenbar sowohl Journal of the American Medical Association (JAMA) als auch das New England Journal of Medicine (NEJM) Briefe vom Justizministerium, in denen sie wegen Parteilichkeit angeklagt werden.

Kennedys Haltung steht allerdings im Widerspruch zu der seines NIH-Direktors Jay Bhattacharya, der noch Mitte Mai in einem Interview mit der „Welt“ betont hat, er unterstütze die akademische Freiheit, was bedeute, dass er seine Arbeit auch dann einreichen könne, „wenn meine Chefs anderer Meinung sind“. Bhattacharya und FDA-Chef Marty Makary gründeten vor Kurzem ihre eigene Zeitschrift, das Journal of the Academy of Public Health, die ihrer Aussage nach einen offenen Diskurs fördern soll. Beide sind von der Redaktion beurlaubt.

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