Zahnärztetag Westfalen-Lippe in Gütersloh

Rieckesmann: „Helfen wir uns selbst!“

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Zahnmedizin
Am heutigen Vormittag startete in der Stadthalle Gütersloh das wissenschaftliche Programm des 69. Zahnärztetages Westfalen-Lippe. Über 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind vor Ort und im Livestream dabei.

Mit einer Generalabrechnung der Gesundheitspolitik der Bundesregierung begrüßte Jost Rieckesmann, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zahnärztetages in Westfalen-Lippe.

„Verdrängung patientennaher zahnärztlicher Versorgung durch überwiegend renditeorientierte Fremdkapital-Investoren-MVZs, medizinisch fatale, fiskalisch sogar völlig unsinnige Radikalbudgetierung in der PAR-Behandlung, allenfalls holprig funktionierende Telematik-Infrastruktur […], weiter ausufernde Bürokratie allerorten […], auf EU-Ebene die vollkommen überzogene Medical Device-Regulation MDR, der Amalgamausstieg 2025, dazu völlig realitätsferne, übertriebene de facto nicht erfüllbare Forderungen bei der Wischdesinfektion, Fachkräftemangel und nicht zuletzt das Ewigkeitsthema GOZ-Punktwert“ – all das hält uns von unserer wichtigsten Aufgabe ab: Menschen zu behandeln“, sagte Rieckesmann.

Wenig Hoffnung sieht er bei der gegenwärtigen Ampelpolitik, die keinen einzigen der von der Zahnärzteschaft unterbreiteten Vorschläge aufgegriffen habe. In dieser Situation bleibe für die Zahnärzteschaft nur die Möglichkeit, sich selbst zu helfen und die Konsequenzen aus der Situation zu ziehen und die eigenen Preise betriebswirtschaftlich zu kalkulieren: „Das bedeutet, dass jetzt und in Zukunft sich auch Privatpatienten mit oder ohne Beihilfe daran gewöhnen werden müssen, dass sie Eigenanteile tragen müssen.“ Das müsse man den Patienten aktiv kommunizieren – die Zeiten, in denen man generös meinte, nicht über Geld reden zu müssen, „sind endgültig passé“, sagte Rieckesmann.

Novizen und alte Hasen werden in Zukunft einige Dinge wohl anders angehen als bisher

„Funktionsstörungen – interdisziplinär, interprofessionell, international“, so lautet das Tagungsthema des diesjährigen Zahnärztetages unter der Leitung von Tagungspräsident Prof. Dr. Jens Christoph Türp, Leiter der Abteilung Myoarthropathien / Orofazialer Schmerz, Klinik für Oral Health & Medicine Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel, Schweiz. Dabei geht es um Patienten, die typischerweise an – meist schmerzhaften – muskuloskelettalen Beschwerden leiden und oft auch weitere lokalisierte Probleme in benachbarten anatomischen Strukturen haben. Da diese muskuloskelettalen Beschwerden in der Regel mehr Gemeinsamkeiten mit beispielsweise Rückenschmerzen aufweisen als mit zahnbezogenen Symptomen, sollte man bei der Diagnostik und Behandlung der betroffenen Patienten immer auch den Grundsätzen und Regeln der Schmerzmedizin und nichtchirurgischen Orthopädie folgen und nicht nur den in der Zahnmedizin üblichen Vorgehensweisen.

Türp freut sich über die vielen prominenten Referenten, die er für das wissenschaftliche Programm gewinnen konnte: „Eine derartige Kombination aus externer und interner Evidenz bekommt man in dieser geballten Qualität im deutschsprachigen Raum nur sehr selten geboten“. Deshalb lohne sich die Teilnahme ganz besonders: „Egal ob Novize oder alter Hase, alle werden von der Teilnahme am diesjährigen Zahnärztetag nachhaltig profitieren. Und sie werden in Zukunft einige Dinge wohl anders sehen, beurteilen und angehen als bisher.“

Manchmal gewinnt der Bessere

Auch dieses Jahr wird es wieder einen Festvortrag geben, der ein Thema außerhalb der Zahnmedizin präsentiert. Am Samstag, den 16. März, referiert der Physiker und Präsident der Universität Göttingen, Prof. Dr. Metin Tolan zum Thema „Manchmal gewinnt der Bessere – Die Physik des Fußballs“.

Anmeldungen sind noch möglich

Sowohl für die Online- als auch für die Präsenzteilnahme sind noch Anmeldungen möglich. Wer vor Ort dabei sein möchte, kann sich auf über die Kongress-Webseite anmelden oder alternativ auch direkt zum Veranstaltungsort in der Stadthalle gehen. Interessenten für die Onlineteilnahme melden sich direkt auf der Webseite an. In der Mediathek sind die Kongressbeiträge noch nachträglich bis zum 30. April abrufbar. Für Interessenten haben die Veranstalter auch eine telefonische Hotline eingerichtet: 0251 507645.

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