+++ Neue Studien zu SARS-CoV-2 +++

Risiko für Autoimmunerkrankung steigt mit COVID-19

LL
Allgemeinmedizin
Eine umfangreiche Analyse von deutschen Versichertendaten aus dem ersten Pandemie-Jahr zeigt, dass Menschen nach einer schweren Infektion häufiger an einer Autoimmunerkrankung leiden.

Nach einer überstandenen COVID-Infektion leiden Betroffene deutlich häufiger an einer Autoimmunerkrankung als Menschen ohne COVID-Diagnose. Bei Menschen mit Infektion, die mittels PCR-Test nachgewiesen wurde, kamen 15,05 Diagnosen auf 1.000 Versicherte. Dagegen waren es bei Menschen ohne SARS-COV-2-Infektion nur 10,55 Diagnosen.

Insbesondere Entzündungen der Blutgefäße wie Morbus Wegner, Morbus Behcet oder Arteriitis temporalis wiesen die größten Assoziationen mit COVID-19 auf. Diese Erkrankungen gehören zu den Vaskulitiden, die durch eine Attacke des Immunsystems gegen kleinere Gefäße ausgelöst werden.

Das Risiko für eine Autoimmunerkrankung nahm mit dem Schweregrad der vorangegangenen COVID-Infektion zu. Für Patienten, die ambulant versorgt wurden, ermitteln die Forschenden lediglich einen leichten Anstieg mit einer relativen Inzidenzrate (IRR) von 1,38. Bei hospitalisierten Patienten betrug die IRR bereits 1,75 und für Patienten auf der Intensivstation war das Risiko mit einer IRR von 2,28 mehr als doppelt so hoch wie in der Vergleichsgruppe.

„Die umfangreiche Datengrundlage unserer Partner erlaubt uns, Aussagen zu bleibenden Folgen der COVID-19-Pandemie zu treffen. In allen Alters- und Geschlechtsgruppen traten Autoimmunkrankheiten in der Zeit nach der Infektion signifikant häufiger auf“, erklärt Prof. Jochen Schmitt vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.

Virusinfektionen fungieren als Trigger

Um die Zusammenhänge zwischen COVID-19 und den Erkrankungen zu verstehen, sei weitere Forschung notwendig. Künftige Analysen sollten dabei einen Fokus auf chronische Erkrankungen legen, die in der Pandemie entstanden sind. „Zudem ist es wichtig, die Krankheitslast, die uns womöglich lange erhalten bleibt, zu quantifizieren“, so Schmitt. Bislang ist es eine offene Forschungsfrage, welche Symptome beispielsweise Post-COVID umfassen kann und wie viele Menschen davon betroffen sind.

Schon länger wird vermutet, dass Infektionen als Trigger fungieren, da Viren die Bildung von Antikörpern anregen, welche sich gegen verwandte Antigene auf der Oberfläche von körpereigenen Zellen richten und so eine Autoimmunerkrankung begünstigen.

Daten von 640.000 Personen mit COVID-Erkrankung ausgewertet

Die Datenbasis der vorliegenden Studie sind Abrechnungsdaten der Jahre 2019 bis Juni 2021 von 38,9 Millionen gesetzlich Versicherten. Diese stammen von der AOK PLUS, der BARMER, der DAK-Gesundheit, der IKK classic, der Techniker Krankenkasse sowie aus der Forschungsdatenbank der InGef, über die ein wesentlicher Teil der Daten von Betriebskrankenkassen einbezogen wurde.

In die Analyse gingen Daten von 640.000 Personen mit labormedizinisch nachgewiesener COVID-Erkrankung im Jahr 2020 ein, darunter 76.000 mit vorbestehender Autoimmunerkrankung. Für jede infizierte Person schlossen die Forschenden drei nichtinfizierte Versicherte in die Studie ein, die hinsichtlich Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Nachbeobachtungszeit vergleichbar waren.

Infizierte und Nicht-Infizierte wurden hinsichtlich 41 vorab festgelegter Erkrankungen verglichen, die drei bis 15 Monate nach Infektions- beziehungsweise Einschlussdatum neu dokumentiert wurden. Davon wiesen 30 eine hinreichend große Inzidenz auf, um Schätzwerte auszuweisen.

Diese Ergebnisse beziehen sich hier auf die Nachverfolgung jener Betroffenen mit einer Infektion des Wildtyps des Virus. Erkenntnisse über andere Varianten des Virus bestehen aktuell nicht. Die Studie ist Teil des vom Robert Koch Institut geleiteten und vom Bundesgesundheitsministeriums geförderten Projektes „Postakute gesundheitliche Folgen von COVID-19“.

Tesch, F. et al: „Incident autoimmune diseases in association with a SARS-CoV-2 infection: A matched cohort study“ medRxiv 2023.01.25.23285014; <link url="https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.01.25.23285014v1" target="new-window" url-fragment="" seo-title="" follow="follow">doi: doi.org/10.1101/2023.01.25.23285014

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.