Schlafapnoe erhöht offenbar Demenzrisiko
Menschen mit Schlafapnoe, die weniger Zeit im Tiefschlaf verbringen, haben möglicherweise häufiger Biomarker im Gehirn, die mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall, Alzheimer und kognitiven Verfall in Verbindung gebracht werden. Dies geht aus einer neuen Studie der Mayo Clinic aus Minnesota in den USA hervor. Die Arbeit beweist den Autoren zufolge jedoch nicht, dass diese Schlafstörungen die Veränderungen im Gehirn verursachen, oder umgekehrt: "Sie zeigt lediglich einen Zusammenhang auf."
An der Studie nahmen 140 Personen mit obstruktiver Schlafapnoe mit einem Durchschnittsalter von 73 Jahren teil, die sich einem Gehirnscan und einer Nachtstudie in einem Schlaflabor unterzogen. Die Teilnehmer wiesen zu Beginn der Studie keine kognitiven Probleme auf und hatten bis zum Ende der Studie keine Demenz entwickelt. Insgesamt 34 Prozent hatten eine leichte, 32 Prozent eine mittlere und 34 Prozent eine schwere Schlafapnoe. In der Schlafstudie wurde auch gemessen, wie viel Zeit die Menschen im Tiefschlaf verbrachten, der als einer der besten Marker für die Schlafqualität gilt.
Untersucht wurden neben den Schlaffaktoren auch jene Biomarker, die messen, wie gut die weiße Substanz des Gehirns erhalten ist. Darunter versteht man die Leitungsbahnen beziehungsweise Nervenfasern des Zentralnervensystems, die für die Verbindung zwischen verschiedenen Teilen des Gehirns wichtig sind.
Der eine Biomarker machte auf Gehirnscan sogenannte Hyperintensitäten der weißen Substanz sichtbar, das sind winzige Läsionen. Hyperintensitäten der weißen Substanz treten mit zunehmendem Alter oder bei unkontrolliertem Bluthochdruck häufiger auf. Der andere Biomarker misst die Integrität der Axone, der Nervenfasern, die die Nervenzellen miteinander verbinden.
Dre Prozes beschleunigt in hohem Maße die Alterung
"Diese Biomarker sind empfindliche Anzeichen für frühe zerebrovaskuläre Erkrankungen", sagte Studienautor Diego Z. Carvalho von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, und Mitglied der American Academy of Neurology. "Die Feststellung, dass schwere Schlafapnoe und eine Verringerung des Tiefschlafs mit diesen Biomarkern in Verbindung stehen, ist wichtig, da es keine Behandlung für diese Veränderungen im Gehirn gibt, so dass wir Wege finden müssen, um zu verhindern, dass sie auftreten oder sich verschlimmern."
Die Forscher fanden zudem heraus, dass jede Abnahme des Tiefschlafs um 10 Prozentpunkte zu einer Zunahme der Hyperintensität der weißen Substanz führte, die dem Effekt eines um 2,3 Jahre höheren Alters entsprach. Die gleiche Abnahme war auch mit einer verminderten axonalen Integrität verbunden, ähnlich der Alterung von drei Jahren. Die Forscher berücksichtigten Alter, Geschlecht und Erkrankungen, die sich auf das Risiko von Gehirnveränderungen auswirken könnten, wie Bluthochdruck und hoher Cholesterinspiegel.
Menschen mit schwerer Schlafapnoe hatten demnach ein größeres Volumen an Hyperintensitäten der weißen Substanz als Menschen mit leichter oder mittlerer Schlafapnoe. Außerdem wiesen sie eine geringere axonale Integrität im Gehirn auf.
"Es bedarf weiterer Untersuchungen, um festzustellen, ob sich Schlafprobleme auf diese Biomarker des Gehirns auswirken oder umgekehrt", betonte Carvalho. "Wir müssen auch untersuchen, ob Strategien zur Verbesserung der Schlafqualität oder die Behandlung von Schlafapnoe die Entwicklung des Gehirns beeinflussen können.
Diego Z. Carvalho, Stuart J. McCarter, Erik K. St Louis, Scott A Przybelski, Kohl L. Johnson Sparrman, Virend K. Somers, Brad F Boeve, Ronald C Petersen, Clifford R. Jack, Jonathan Graff-Radford, Prashanthi Vemuri Association of Polysomnographic Sleep Parameters With Neuroimaging Biomarkers of Cerebrovascular Disease in Older Adults With Sleep Apnea, Neurology May 2023, DOI: 10.1212/WNL.0000000000207392