Schützen die Impfstoffe gegen B.1.1.7?
Drei von vier positiven Proben entfallen aktuell auf die gefährlichere und ansteckendere Variante B.1.1.7 von SARS-CoV-2, meldet das Robert Koch-Institut (RKI) im "Bericht zu Virusvarianten in Deutschland" am Donnerstag. Damit ist die Mutation, die ursprünglich in Großbritannien festgestellt wurde, die dominierende und trägt zum rasanten Anstieg der Neuinfektionen bei. Eine gute Nachricht sind da die neuesten Erkenntnisse von Forschenden der Universität Oxford. Ihrer Studie mit dem Titel "Antibody evasion by the Brazilian P.1 strain of SARS-CoV-2" zeigt eine höhere Wirksamkeit der Vakzine von AstraZenca und BioNTech als bislang geschätzt.
Der Antikörper-Level ist hoch genug
Demnach ist die Ausbildung von Antikörpern nach der Immunisierung ausreichend, um die Infektion durch die Mutation und deren verändertes Spike-Protein zu neutralisieren – sowohl durch die natürliche Bildung von Antikörpern nach einer überstandenen Infektion als auch durch die Impfung. Zwar zeigt sich das Niveau der gebildeten Antikörper insgesamt etwas niedriger als bei Messungen für die Wildtyp-Variante von SARS-CoV-2. Allerdings ist die P1-Linie der brasilianischen Variante den neuen Untersuchungserkenntnissen nach hier doch weniger resistent gegen die Antikörper als zunächst befürchtet.
Wieder ein Schritt zum besseren Verständnis des Spike-Proteins
Der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Gavin Screaton, erklärt die Erkenntnis so: "Diese Studie erweitert unser Verständnis der Rolle von Veränderungen des Spike-Proteins bei der Flucht vor der menschlichen Immunantwort, gemessen als neutralisierende Antikörperspiegel. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass P1 weniger resistent gegen Impfstoff- und Rekonvaleszenz-Immunantworten sein könnte als B.1.3.5.1 und ähnlich wie B.1.1.7." Die neuesten Studiendaten zeigen nahezu eine dreifache Reduktion der Virusneutralisation durch die von den Impfstoffen ChAdOx1 nCoV-19 und BNT162b2 erzeugten Antikörper für die Varianten B.1.1.7 im Vergleich zum ursprünglichen Stamm.
Diese Ergebnisse liefern laut den Wissenschaftlern wichtige Erkenntnisse für den möglichen Umgang mit den Veränderungen des Virus in der Bekämpfung der Pandemie. Die Mutationen bleiben eine große Herausforderung, sagt der Leiter der Impfstoff-Studie. Die Entwicklung von Impfstoffstrukturen, die eine ausreichende Neutralisierung der Virusvarianten gewährleisten können, habe daher höchste Priorität.
Dejnirattisai, W. et al: „Antibody evasion by the Brazilian P.1 strain of SARS-CoV-2“ published on pre-print server bioRxiv on March 15, 2021.https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2021.03.12.435194v1