Medizin

Schwangerschaft: Jodmangel vermindert Intelligenz

sp/pm
Nachrichten
Nach wie vor sind viele Schwangere mit Jod unterversorgt. In einer aktuellen britischen Studie wurden schon bei leichtem bis mäßigem Jodmangel kognitive Defizite der Kinder als Folge beobachtet.

In der prospektiven britischen Studie APSPAC (Avon Longitudinal Study of Parents and Children) wurden bei etwa 1000 Schwangeren im ersten Trimester – spätestens in der 13. Schwangerschaftswoche – im Urin die Jod- und Kreatininkonzentrationen und bei 56 Prozent der Kinder im Alter von acht Jahren der Intelligenzquotient (IQ) bestimmt.

Im Median hatten die Schwangeren eine Jodkonzentration von 91 µg/l, was als leichter bis mäßiger Jodmangel definiert wurde - ein Wert, der deutlich niedriger als die WHO-Empfehlung (150 bis 250 µg/l) liegt. Er entspricht einem Jod/Kreatinin-Verhältnis von 110 µg/g.

Bei insgesamt 646 Schwangeren (etwa 67 Prozent ) wurde ein Verhältnis von weniger als 150 µg/g dokumentiert. In dieser Gruppe waren also außer Frauen mit Jodmangel auch solche, die zumindest eine insuffiziente Jodversorgung hatten. Die Frauen gaben an, sich nicht zusätzlich mit Jod versorgt zu haben, auch nicht über den Verzehr von stark jodhaltigen Seealgen.

Kinder hatten schlechtes Leseverständnis

Mit acht Jahren schnitten Kinder von Müttern mit zu wenig Jod im IQ-Test (Wechsler-Intelligenztest) bei der verbalen Kompetenz schlechter ab als Kinder von Müttern mit einem Jod/Kreatinin-Verhältnis von mindestens 150 µg/g (Odds Ratio: 1,58; 95 Prozent-Konfidenzintervall zwischen 1,09 und 2,30; p = 0,02).

Die Wahrscheinlichkeit für einen verringerten IQ ist somit um etwa das Eineinhalbfache erhöht. Dabei lag der Gesamt-IQ-Wert bei Kindern in der Gruppe mit schlechter Jodversorgung bei 105,1 und bei Kindern von Müttern mit ausreichender Versorgung bei 108,5. Schließlich waren bei insuffizienten Jodspiegeln die Kinder im Alter von acht bis neun Jahren auch beim Leseverständnis (OR: 1,06) und bei der Lesegenauigkeit (OR: 1,69) schlechter dran als die Kinder der Vergleichsgruppe.

Störfaktoren konnten ausgeschlossen werden

Dieser Zusammenhang wurde auch beobachtet, wenn Störfaktoren bei der statistischen Analyse berücksichtigt wurden, etwa das Alter der Mutter bei der Entbindung, Stillen oder die Ernährung während der Schwangerschaft.

Nach Ansicht von Dr. Sarah C. Bath von der Universität von Surrey in Guildford und ihren Kollegen bestätigen die Ergebnisse der aktuellen Studie frühere Auswertungen der vor 21 Jahren begonnenen ALSPAC-Studie, in der die vermehrte Jodaufnahme Schwangerer durch Verzehr von Meeresfrüchten mit einem höheren verbalen IQ der Kinder einherging. Weil es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, ist sie nur begrenzt aussagekräftig, wie die Ernährungswissenschaftler betonen.

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