Studie aus den USA

Silberdiaminfluorid: Effektive Karieskontrolle bei Kindern

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Zahnmedizin
Studiendaten zeigen erfolgreiche Kariesinaktivierung bei Kindern im Rahmen von Schulprogrammen durch zwei verschiedene topische Behandlungen. Insbesondere Silberdiaminfluorid zeigte dabei gute Erfolgsquoten.

Bei der Behandlung von mehr als 10.000 Kariesläsionen bei Grundschülern in New York City stellten Forschende fest, dass sowohl atraumatische Restaurationen mit Glasionomerzement (ART) als auch Silberdiaminfluorid (SDF) das Fortschreiten der meisten Kariesfälle verhinderten. Insbesondere SDF zeigte gute Ergebnisse zur Kariesinaktivierung in einem Zeitraum von vier Jahren.

Nicht alle Kinder nehmen zahnärztliche Versorgung in Anspruch

Schul-Programme zur Kariesprävention im Sinne gruppenprophylaktischer Maßnahmen und Versiegelungsprogramme gibt es in mehreren Bundesstaaten der USA. Die Studienautoren betonen aber: „Die Behandlung bestehender Karies bei Kindern, die wahrscheinlich keine traditionelle zahnärztliche Versorgung in Anspruch nehmen, bleibt jedoch ein kritisches Thema in der öffentlichen Zahnmedizin“ [Ruff et al., 2025].

Um die Mundgesundheit von Kindern aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu verbessern, haben sich sowohl die Anwendung von SDF als auch ART als effektiv erwiesen. „Silberdiaminfluorid ist eine topische Lösung, die das Wachstum kariogener Bakterien hemmt und zur Remineralisierung von Zahnschmelz und Dentin beiträgt [Zhao et al., 2018], während bei der ART entkalkte Gewebe mit Handinstrumenten entfernt werden, bevor adhäsive Füllungen zur Wiederherstellung der Kavität aufgetragen werden.“ erklären die Studienautoren [Ruff et al., 2025].

Um die Verwendung von SDF und ART zu vergleichen, führten Forschende des NYU College of Dentistry im Rahmen ihres Kariesschutzprogramms „CariedAway“ eine groß angelegte klinische Studie in insgesamt 48 Grundschulen in New York City durch. Ausgewählt wurden ausschließlich Schulen, an denen über 80 Prozent der Kinder Anspruch auf kostenlose oder vergünstigte Mittagessen hatten – also Einrichtungen mit überwiegend sozial benachteiligter Schülerschaft. Bei zweimal jährlich im Zeitraum von Februar 2019 bis Juni 2023 stattfindenden Schulbesuchen untersuchten Gesundheitsfachkräfte die Zähne von mehr als 1.600 Kindern im Alter von fünf bis 13 Jahren. Je nach Randomisierung der Schule wurde entweder ART oder SDF auf kariöse Läsionen der Kinder aufgetragen, gefolgt von Fluoridlack. Insgesamt wurden mehr als 10.000 Kariesstellen dokumentiert. Die Schüler wurden bis zu vier Jahre lang beobachtet, um festzustellen, ob sich ihre Karies verschlimmerte oder arretierte.

Gute Ergebnisse für SDF

Die Forschenden fanden heraus, dass SDF und ART bei der Anwendung auf Karies ähnliche Ergebnisse erzielten: SDF verhinderte bei 62 Prozent der kariösen Läsionen ein Fortschreiten über vier Jahre, während ART 55 Prozent kontrollierte. Auf Personenebene traten bei 45,5 Prozent der Kinder, die SDF-Behandlungen bekamen (392 von 861) mindestens ein Füllungsversagen auf, bei den Kindern mit ART waren es rund 53 Prozent. SDF zeige insgesamt ein etwas geringeres Versagensrisiko auf Flächen‑ und insbesondere auf der Personenebene als ART, jedoch ohne einen signifikanten Unterschied bei der Rezidivrate.

Die Forschenden räumen allerdings ein, „dass das Risiko eines Misserfolgs mit jeder zusätzlichen erkrankten Oberfläche zunimmt, was auf mögliche Einschränkungen schulbasierter Ansätze für Kinder mit erheblichem ungedecktem Bedarf hindeutet.“ [Ruff et al., 2025]. Laut Ruff et al. hänge die Wirksamkeit von SDF und ART bei der schulbasierten Kariesbehandlung demnach stark vom Schweregrad der Läsionen ab – insbesondere von Größe, Tiefe und Lage der Kavität. Die Autoren verweisen auf die American Academy of Pediatric Dentistry (AAPD), die hervorhebt, dass SDF bei weniger ausgeprägten Läsionen tendenziell wirksamer sei. Auch bei ART zeige sich laut systematischer Übersichtsarbeiten ein höherer Erfolg bei Einflächen- als bei Mehrflächenrestaurationen.

Auch die Häufigkeit der Behandlungen könne eine Rolle beim Behandlungserfolg spielen. Grundsätzliche werde eine halbjährliche Behandlung mit SDF empfohlen, was in der „CariedAway“-Studie aufgrund der Pandemie nicht möglich war. Die Studienautoren vermuten aufgrund der vorliegenden Ergebnisse, dass wiederholte Anwendungen von SDF oder ART ähnlich wirksam seien wie eine einmalige Behandlung. Ihrer Einschätzung nach könne die Effektivität der Behandlungen in Schulen etwas eingeschränkt sein, dennoch halten sie die insgesamt erreichten Erfolgsraten für vielversprechend im Hinblick auf die Kariesprävention in der Gemeinschaft.

Die Forschenden weisen darauf hin, dass Silberdiaminfluorid in der „CariedAway“-Studie aus kosmetischen Gründen nur an den Seitenzähnen angewendet wurde. Sie überprüften daraufhin, ob diese Behandlung auch einen positiven Einfluss auf Karies an den Frontzähnen hatte oder ob ein dosisabhängiger Effekt erkennbar war - fanden jedoch keinen Zusammenhang: Weder die Anzahl der behandelten Seitenzähne noch die wiederholte Anwendung zeigte eine Wirkung auf das Fortschreiten der Frontzahnkaries.

Ruff RR, Gawande AA, Xu Q, Barry Godín T. Silver Diamine Fluoride vs Atraumatic Restoration for Managing Dental Caries in Schools: A Cluster Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2025 Jun 2;8(6):e2513826. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.13826. PMID: 40489112; PMCID: PMC12150187.

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