Diabetes, Nierenversagen und Anämie

So genau ist die KI-Zungendiagnostik!

ck
Medizin
Forscher aus Australien und dem Irak haben in einer Übersichtsarbeit untersucht, inwieweit computergestützte Diagnosesysteme alleine anhand der Zungenfarbe von Patienten Krankheiten detektieren können.

Vor Tausenden von Jahren war die Chinesische Medizin Vorreiter bei der Untersuchung der Zunge zur Erkennung von Krankheiten. Heute können KI-Systeme mithilfe von Farbe, Form und Dicke der Zunge Anzeichen von Diabetes, Leberproblemen, Kreislauf- und Verdauungsproblemen sowie Blut- und Herzerkrankungen erkennen. Eine Studie irakischer und australischer Forscher liefert weitere Belege für die zunehmende Genauigkeit dieser Technologie zur Erkennung von Krankheiten.

Die Systeme lagen zu 94 Prozent richtig

Die Ingenieure der Middle Technical University (MTU) in Bagdad und der University of South Australia (UniSA) in Adelaide nahmen mit einer USB-Webkamera und einem Computer die Zungen von 50 Patienten mit Diabetes, Nierenversagen und Anämie auf. Dann verglichen sie die Fotos mit 9.000 unterschiedlichen Zungenbildern aus einer Datenbank. Mithilfe dieser Systeme diagnostizierten die Wissenschaftler die Erkrankungen im Vergleich zu Laborergebnissen zu 94 Prozent richtig. 

„Die computergestützte Zungenanalyse ist äußerst genau und könnte dabei helfen, Krankheiten auf sichere, effektive, einfache, schmerzlose und kostengünstige Weise aus der Ferne zu diagnostizieren“, sagt Studienleiter Ali Al-Naji aus Adelaide.

Diagnosen über die Zunge

Diabetespatienten haben typischerweise eine gelbe Zunge, Krebspatienten eine violette Zunge mit einem dicken, fettigen Belag und Patienten mit akutem Schlaganfall eine rote Zunge, die oft schief ist.

„Es ist möglich, mit einer Genauigkeit von 80 Prozent mehr als 10 Krankheiten zu diagnostizieren, die eine sichtbare Veränderung der Zungenfarbe verursachen. In unserer Studie haben wir bei drei Krankheiten eine Genauigkeit von 94 Prozent erreicht. Wir sehen daher die Möglichkeit, diese Systeme noch weiter zu verfeinern“, betont der Professort für Elektro- und Informationstechnik.

Gerade vor dem Hintergrund der Pandemie könnten Ferndiagnosen auf Basis von KI relevant sein: So habe es 2022 eine ukrainische Studie gegeben, in der die Zungenbilder von 135 COVID-Patienten über ein Smartphone analysiert wurden. Sie habe ergeben, dass 64 Prozent der Kranken mit einer leichten Infektion eine blassrosa Zunge hatten, 62 Prozent mit einer mittelschweren Erkrankung eine rote Zunge und 99 Prozent der Patienten mit schwerem Verkauf eine dunkelrote Zunge. Frühere Studien mit Zungendiagnosesystemen hatten demnach auch Blinddarmentzündungen, Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen genau diagnostiziert.

Abdulghafor Khudhaer Abdullah; Saleem Lateef Mohammed; Ali Al-Naji: Computer-aided diseases diagnosis system based on tongue color analysis: A review, in: AIP Conference Proceedings, Volume 2804, Issue 18 September 2023.

ck
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