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Sparopfer Universität

sg/dpa
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Früher waren deutsche Unis Weltspitze, heute nur noch Mittelmaß. Ein Blick in die Finanzpolitik der vergangenen 60 Jahre liefert Aufschluss.

Gemessen an den Leistungen früherer Jahrzehnte ist das, was heute an universitären Leistungen zuwege gebracht wird, mickrig. Bis zu Hitlers Machtergreifung 1933 waren deutsche Hochschulen und Wissenschaften in vielen Disziplinen an der Weltspitze: Physik, Chemie, Geologie und Geografie, Biologie, Optik, Maschinenbau, Mathematik, Medizin, Philosophie, Luftfahrt- und Fahrzeugtechnik, Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Architektur, um einige wichtige Fächer zu nennen.

Eine unter 50

Heute schneiden die Unis in internationalen Vergleichen eher kläglich ab: Im Times Higher Education University Ranking des vergangenen Jahres landete eine einzige deutsche Hochschule unter den ersten 50 - die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität auf Platz 48. Der Abstieg hat mehrere Gründe: Das NS-Regime trieb scharenweise Spitzenforscher in die Emigration, von diesem Aderlass hat sich die deutsche Wissenschaft nie mehr erholt.

Ein zweiter Grund aber ist die Finanzpolitik. In allen Bundesländern sind die Hochschulen seit bald 40 Jahren Sparopfer. Beispiel Bayern: Dort ist die Finanzausstattung der Hochschulen zwar viel besser als etwa im schwarz-gelben Nachbarland Hessen. Der Negativtrend ist aber auch im Freistaat deutlich sichtbar.

Das Beispiel Bayern

Das zeigt sich auch bei der Durchforstung alter Akten und Dokumente im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, im Finanzministerium und im Obersten Rechnungshof: Zwar gab es bis in die 70er Jahre in Bayern einen Aus- und Wiederaufbau der Wissenschaft und der Etat des Kultusministeriums - zu dem damals auch die Hochschulen gehörten - verdoppelte sich allein von 1969 bis 1973 von drei auf sechs Milliarden Mark. Die Ausgaben für den Betrieb der wissenschaftlichen Hochschulen kletterten auf 705 Millionen Mark.

Vor 40 Jahren gab die Staatsregierung damit stolze 35 Prozent ihres Gesamtetats von knapp 18 Milliarden Mark für Schulen und Hochschulen aus - ein Wert, den die Staatsregierung in den vergangenen Jahren ungeachtet aller Zusatzausgaben nicht mehr erreicht hat.

Höhere Bildung mit weniger Geld

Gleichzeitig sind aber bei stagnierendem oder sogar leicht gesunkenem Anteil der Bildungsausgaben am Haushalt die Bildungswege der bayerischen Bürger sehr viel teurer geworden. 1970 hatten sich erst 60.000 Nachwuchsakademiker an den bayerischen Hochschulen eingeschrieben, im Wintersemester 2012/13 waren es über 330.000. Am billigsten im Betrieb ist die Hauptschule - doch die Zahl der Hauptschüler hat sich seit 1970 halbiert - von 1,2 Millionen auf heute gut 600.000. Fazit: Für die höhere Bildung steht heute in Bayern - relativ gesehen - weniger Geld zur Verfügung als Anfang der 70er.

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