Studie aus den USA

Speichel-Mikrobiom spiegelt psychische Erkrankungen

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Zahnmedizin
Individuelle Unterschiede in der Speichelzusammensetzung konnten in einer aktuellen Studie mit Suizidgedanken in Verbindung gebracht werden.

Eine neue Studie der University of Florida hat ergeben, dass sich die Bakterienzusammensetzung im Speichel von Studierenden, die in letzter Zeit über Selbstmordgedanken berichteten, von denen unterscheid, die keine Selbstmordgedanken hatten.

Für die Studie wurde der Speichel von 489 Freiwilligen untersucht. Zudem füllten sie einen Fragebogen aus, der zur Untersuchung von Depressionssymptomen verwendet wird. Die Befragten wurden auffordert, anzugeben, ob sie in den vergangenen zwei Wochen an Selbstmord gedacht haben. 12,3 Prozent berichteten über Selbstmordgedanken. Erstgenannte wurden an den psychosozialen Dienst auf dem Campus verwiesen. Neben dem Speichelmikrobiom wurden auch die Allele des menschlichen MHC-Klasse-II-Komplex analysiert. Diese Proteinkomplexe sind Antigene und kommen auf der Oberfläche von einigen Zellen vor, die an der Immunabwehr beteiligt sind.

Weniger Alloprevotella rava, mehr M. micronuciformis

Unter Berücksichtigung anderer Faktoren, die sich bekanntermaßen auf die psychische Gesundheit auswirken, wie beispielsweise Ernährung und Schlaf, stellten die Forscher fest, dass Teilnehmende mit Suizidgedanken in letzter Zeit höhere Werte von Bakterien aufwiesen, die unter anderem Parodontalerkrankungen, aber auch anderen entzündlichen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Sie fanden auch heraus, dass diese Studenten unter anderem niedrigere Werte von Alloprevotella rava aufwiesen, einem Bakterium, von dem bekannt ist, dass es eine Verbindung produziert, die die Energiehomöostase des Gehirns fördert. Diese Studenten wiesen auch eine genetische Variation auf, die nach Ansicht der Forscher das Vorhandensein von Alloprevotella rava im Mund beeinflussen kann.

Megasphaera micronuciformis war bei Teilnehmenden mit Suizidgedanken wiederum in erhöhter Konzentration vorhanden, ebenso wie Fusobacterium naviforme, Veillonella atypica und Lautropia.  „Zu den Bakterien, die eher mit dem Mikrobiom der Kontrollpersonen […] assoziiert waren, gehörten Granulicatella, R. mucilaginosa, Haemophilus parainfluenzae, Streptococcus und N. perflava, das als Kommensale gilt. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der aktuellen Literatur zur Untersuchung der gesunden Mundhöhle.” [Ahrens et al., 2022] Überdies wurden mehrere MHC-Klasse-II-Allele identifiziert, die sich in dieser Studie als schützend vor Selbstmordgedanken zeigten – eines fehlte bei allen Studierenden mit Selbstmordgedanken. Andere wiederum wurden vorwiegend bei den jungen Erwachsenen mit Selbstmordgedanken identifiziert.

„Akademischer Stress wurde mit erhöhtem Interleukin-1B, Plaque und Zahnfleischentzündungen in Verbindung gebracht, und es ist unbekannt, ob die hier identifizierten Bakterien diese Zusammenhänge vermitteln”, erklären die Forschenden abschließend [Ahrens et al., 2022]. Sie erhoffen sich, langfristig Präventionsstrategien entwickeln zu können, um beispielsweise in Prüfungsphasen Studierende mit einem erhöhten Risiko für Suizidgedanken früh identifizieren zu können.

Ahrens AP, Sanchez-Padilla DE, Drew JC et al., Saliva microbiome, dietary, and genetic markers are associated with suicidal ideation in university students. Sci Rep. 2022 Aug 22;12(1):14306. doi: 10.1038/s41598-022-18020-2. PMID: 35995968; PMCID: PMC9395396.https://doi.org/10.1038/s41598-022-18020-2

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