Ständige Impfkommission STIKO

STIKO gibt Impfempfehlung gegen Affenpocken

mg
Gesellschaft
Weltweit sind in Zusammenhang mit dem jüngsten Ausbruch über 1.000 Affenpocken-Fälle bekannt, in Deutschland sind es laut Robert Koch-Institut 130. Jetzt empfiehlt die STIKO bestimmten Personen eine Schutzimpfung.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuvor gewarnt, dass die Zeit zur Eindämmung von Ausbrüchen des Affenpockenvirus in nicht-endemischen Ländern abnimmt. „Das Risiko, dass sich Affenpocken in nicht-endemischen Ländern etablieren, ist real”, warnte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus Medienmeldungen zufolge bei einem Briefing am 8. Juni. „Aber dieses Szenario kann verhindert werden”, fügte er hinzu.

Darum forderte die WHO die betroffenen Länder „nachdrücklich auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um alle Fälle und Kontakte zu identifizieren, um diesen Ausbruch zu kontrollieren und die weitere Ausbreitung der Affenpocken zu verhindern.”

Impfstoff ist zunächst nur eingeschränkt verfügbar

Ein Beschlussentwurf der STIKO zur Impfung gegen Affenpocken ging daraufhin am 9. Juni in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren. Vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem Stellungnahmeverfahren gibt die STIKO folgende Empfehlungen: Personen ab 18 Jahren sollten mit dem Pockenimpfstoff Imvanex geschützt werden, entweder als

  • Postexpositionsprophylaxe nach Affenpocken-Exposition oder als

  • Indikationsimpfung für Personen mit einem erhöhten Expositions- und/oder Infektionsrisiko.

Hinweise der Kommission: Die Postexpositionsprophylaxe zur Verhinderung einer Affenpockeninfektion nach Exposition sollte so früh wie möglich im Zeitraum von bis zu 14 Tagen nach Exposition erfolgen und ist nach folgender Exposition indiziert:

  • Nach engem körperlichem Kontakt über nicht-intakte Haut oder über Schleimhäute mit einer an Affenpocken erkrankten Person (zum Beispiel sexuelle Kontakte, Haushaltskontakte) oder bei längerem ungeschützten Face-to-face-Kontakt von unter einem Meter.

  • Nach Kontakt ohne ausreichende persönliche Schutzausrüstung (FFP2-Maske/medizinischer Mund-Nasenschutz, Handschuhe, Schutzkittel) zu einer Person mit einer bestätigten Affenpockenerkrankung, ihren Körperflüssigkeiten oder zu kontaminiertem potenziell infektiösen Material in der medizinischen Versorgung.

  • Bei Personal in Laboratorien mit akzidentell ungeschütztem Kontakt zu Laborproben, die nichtinaktiviertes Affenpockenmaterial enthalten.

Die Indikationsimpfung soll eine Affenpockeninfektion bei Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko verhindern und wird für folgende Gruppen empfohlen:

  • Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben; Grund ist, dass Fälle in Deutschland bisher ausschließlich bei Männern dieser Personengruppe aufgetreten sind und diese Gruppe deshalb besonders geschützt werden soll.

  • Personal in Speziallaboratorien mit gezielten Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten, nach individueller Risikobewertung durch Sicherheitsbeauftragte.

Da der Impfstoff zunächst nur eingeschränkt verfügbar sein wird, empfiehlt die STIKO, bevorzugt exponierten Personen eine Postexpositionsprophylaxe anzubieten. Die Grundimmunisierung sollte mit zwei Impfstoffdosen in einem Abstand von ≥28 Tagen erfolgen (subkutane Applikation). Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, reicht eine einmalige Impfstoffgabe aus.

RKI: Frühzeitige Erkennung der Infektion ist wichtig

Für die Bekämpfung des Affenpockenausbruchs ist es neben der Impfung laut Robert Koch-Institut (RKI) vor allem wichtig, Fälle und deren Kontaktpersonen frühzeitig zu identifizieren, Isolations- und Quarantänemaßnahmen einzuleiten, mögliche Verdachtsfälle zeitnah diagnostisch abzuklären sowie die betroffenen Risikogruppen aufzuklären und über Schutzmaßnahmen zu informieren.

Die Affenpocken-Impfempfehlung der STIKO und die wissenschaftliche Begründung wird nach Abschluss des Stellungnahmeverfahrens zeitnah im Epidemiologischen Bulletin erscheinen.

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