Streit um privatisierte Uniklinik Marburg
Das in Bonn ansässige Gremium der Arbeitsgemeinschaft Hochschulmedizin vereint acht Institutionen, darunter Bundesärztekammer und Deutscher Hochschulverband. Sie sind der Meinung, Universitätsmedizin sollte "grundsätzlich als Teil der staatlichen Daseinsfürsorge öffentlich-rechtlich organisiert sein". Der Betreiber-Konzern Rhön-Klinikum ist anderer Meinung.
"Ein Mühlstein am Hals des Konzerns"?
"Aus der heutigen Perspektive ist klar erkennbar, dass die Privatisierung des Universitätsklinikums an beiden Universitätsstandorten ebenso wie der Betrieb der Partikeltherapieanlage gescheitert sind", hieß es in einer vergangene Woche veröffentlichten Erklärung der Arbeitsgemeinschaft. "Die Erfahrungen am Klinikum Gießen/Marburg haben gezeigt, dass die von dem privaten Unternehmen geforderten Renditeerwartungen mit den Aufgabenfeldern eines Universitätsklinikums nicht in Einklang zu bringen sind." Es sei bezeichnend, dass die Geschäftsführung selbst von einem "Mühlstein" am Hals des Gesamtkonzerns spreche.
Oder "auf einem stabilen Weg der Konsolidierungen"?
Die Rhön-Klinikum AG warf den Verfassern "Polarisierung" vor. "Die Darstellung der Arbeitsgemeinschaft Hochschulmedizin ist weder sachgerecht, noch stimmt sie mit den objektiven Ergebnissen aus den Bereichen der Forschung, Lehre und Krankenversorgung überein", hieß es Ende der Woche in einem Offenen Brief aus Bad Neustadt an der Saale. Das Klinikum befinde sich "auf einem stabilen Weg der Konsolidierung", Personal- und Patientenzahlen stiegen.
"Endlich reinen Wein einschenken"
Die Grünen-Fraktion im Wiesbadener Landtag forderte die Landesregierung auf, den Bürgern in Sachen Privatisierung des Universitätsklinikums Gießen/Marburg endlich reinen Wein einzuschenken. "Seit Monaten verweigert Schwarz-Gelb klare Auskunft darüber, wie es mit der Partikeltherapie weitergeht, obwohl versprochen war, diese Methode am Universitätsklinikum einzuführen", kritisierte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Sigrid Erfurth, am Sonntag laut einer Mitteilung.