„Leisure-Sickness-Syndrom“: Erschöpft und krank an freien Tagen

Studie benennt weit verbreitetes Phänomen

LL
Gesellschaft
Viele Arbeitnehmenden sind vom sogenannten Leisure-Sickness-Syndrom betroffen, erkranken also an freien Tagen oder im Urlaub, zeigt eine repräsentative Studie. Und liefert Erkenntnisse zur Generation Z.

Die Arbeit ist geschafft, doch kaum im Urlaub oder dem freien Tag angekommen treten Symptome wie Erschöpfung, Schlafprobleme, Reizbarkeit, Kopfschmerzen oder Erkältungssymptome auf. Das Leisure-Sickness-Syndrom (deutsch: Freizeitkrankheit oder Wochenendkrankheit) ist zwar keine anerkannte Krankheit, aber ein häufig auftretendes Phänomen, schreibt die IU Internationale Hochschule. Die körperliche Ursache von Leisure Sickness wird im plötzlichen Abfall von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol vermutet. Als Auslöser werden eine hohe Arbeitsbelastung sowie Überstunden und eine ständige Erreichbarkeit gesehen.

Wie die repräsentative Studie der Hochschule ergab, kennen rund 72 Prozent der befragten Arbeitnehmenden das Gefühl von Einschränkungen in der Freizeit, fühlen sich erschöpft oder krank. 19,3 Prozent erleben sogar häufig oder immer das Gefühl im Urlaub krank zu werden oder erschöpft zu sein. 38,4 Prozent gaben an, nach der Arbeit schlecht abschalten zu können. 54,4 Prozent stimmten voll und ganz oder eher zu, dass die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit ihre Erholung beeinträchtigt.

Acht von zehn Arbeitnehmenden machen regelmäßig Überstunden

Mit 80,6 Prozent gab die große Mehrheit der Umfrageteilnehmenden an, wöchentlich Überstunden zu machen. Für 40,1 Prozent reicht daher das Privatleben nicht mehr für eine Erholung aus. Immerhin gaben 46,8 Prozent an, dass ihr Arbeitgeber aktiv etwas für die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden tut.

Obwohl die Mehrheit der Befragten die ständige Erreichbarkeit als Beeinträchtigung empfinden, stimmen fast die Hälfte der Befragten „voll und ganz“ oder „eher“ zu, dass sie außerhalb der Arbeitszeiten berufliche E-Mails oder Nachrichten lesen – mehr als ein Drittel sogar im Urlaub.

Prof. Dr. Stefanie André, Dozentin für Gesundheitsmanagement an der IU Internationalen Hochschule und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz, ordnet ein: „Die Ergebnisse zeigen, dass Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit, hohe Arbeitsbelastung und fehlende Erholung klare Risikofaktoren für Krankheitssymptome an freien Tagen sind“.  Vor allem Personen mit hohem Arbeitspensum neigten dazu, Erholungspausen zu verkürzen oder gänzlich ausfallen zu lassen, was zu Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und einem geschwächten Immunsystem führen kann, erklärt sie.

Forschende sehen Klischee der „faulen Gen Z“ widerlegt

Besonders Jüngere fühlen sich demnach häufiger verpflichtet, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein, was zu einer eingeschränkten Erholung führt. Ihnen fehlen laut André oftmals Strategien zur Stressbewältigung. Unternehmen sollten hier Verantwortung übernehmen und mehr Unterstützung anbieten, rät die Expertin. Das finden laut der Studie auch 63,6 Prozent der Berufstätigen in Deutschland.

Die Ergebnisse zeigen zudem ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein bei den bis 25-Jährigen und widerlegen damit das gängige Klischee der ‚faulen Generation Z‘, erklärt die Expertin. „Statt Arbeitsvermeidung stehen für viele junge Arbeitnehmende Erreichbarkeit und Verantwortung im Fokus – auch über die regulären Arbeitszeiten hinaus.“

Für die IU-Studie „Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt“ befragte die IU 2.004 Menschen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, repräsentativ nach Alter und Geschlecht. Die Befragung wurde vom 24. Januar bis 6. Februar 2025 durchgeführt.

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