Studie zur Flüchtlingsmundgesundheit kommt
Das Projekt war unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) zusammen mit der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) ausgeschrieben und von einer unabhängigen Jury vergeben worden.
"Aufgrund der politischen Situation in vielen arabischen Ländern stieg die Zahl der Flüchtlinge in Europa und besonders in Deutschland deutlich an", erzählt Studienleiter Prof. Dr. Christian Splieth von der Universitätsmedizin Greifswald. "Diese Flüchtlinge kommen aus Ländern mit einer eher erhöhten oralen Morbidität und benötigen daher oft eine akute Schmerzbehandlung, die ihnen nach §4 AsylBLG auch zusteht.
Die Organisation der Akutversorgung stößt in der Praxis auf Probleme
Die Organisation der Akutversorgung stößt laut Splieth auf einige praktische Probleme. Um bessere präventive und therapeutische Strategien zu entwickeln, sei eine genauere Kenntnis über den oralen Gesundheitsstatus und die Behandlungsbedarfe der Flüchtlinge nötig: Die reine Schmerzbehandlung sei zudem oft nicht zielführend - wirksamer seien insbesondere primär- und sekundärpräventive Maßnahmen.
Um den Mundgesundheitszustand sowie den Umfang der akuten Schmerzbehandlung im Rahmen einer regulären Kassenbehandlung abzuschätzen, sieht die Studie "Mundgesundheit, resultierende Versorgungsbedarfe und deren Kosten bei Flüchtlingen in Deutschland 2016" eine umfassende zahnmedizinische Untersuchung bei Flüchtlingen von eins bis über 75 Jahren vor.
Mithilfe epidemiologischer Indizes werden Versorgungsstatus plus Kosten erhoben
Mithilfe etablierter epidemiologischer Indizes werden für Karies (dmft/DMFT), Pulpazustand (PUFA), Dysgnathien (KIG) und Parodontopathien (PSI) die jeweiligen Versorgungsstatus erhoben und auf dieser Basis die prospektiven Kosten der Behandlung innerhalb des deutschen GKV-Systems ermittelt.
Die Untersuchung erfolgt zwischen Dezember 2016 und Februar 2017 als multizentrische Querschnittsstudie in zentralen Aufnahmeeinrichtungen in Kooperation mit universitären Partnern und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst in Mecklenburg-Vorpommern, NRW, Hessen und Berlin. 900 Flüchtlinge mit ausgewogener Geschlechterverteilung werden in den Hauptalterskohorten der 3-, 6- bis 7-, 12-, 35- bis 44- sowie der 65- bis 75+Jährigen (je 100 Teilnehmer) rekrutiert, was einen Vergleich mit nationalen und internationalen Studien erlaubt. Die restlichen Altersgruppen werden in geringerer Stärke untersucht.
Die orale Morbidität wird dann mit den Werten der deutschen Wohnbevölkerung verglichen. Das Projekt ermöglicht die Planung von präventiven und therapeutischen zahnmedizinischen Programmen für Flüchtlinge sowie die Kalkulation des Finanzvolumens, um die nötigen Ressourcen für eine Schmerz- und gegebenenfalls auch darüber hinausgehende präventive Behandlung zu berechnen.
Neben den drei Spitzenorganisationen der deutschen Zahnmedizin unterstützt die Wrigley Company Foundation die Studie mit 70.000 Euro.