Case Report aus Portugal

Subkutanes Emphysem nach Zahnextraktion

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Zahnmedizin
Forschende aus Portugal berichten von einem Patienten, der als Folge einer Weisheitszahnextraktion ein subkutanes Emphysem entwickelte.

Der 20-jährige Patient stellte sich nach der Extraktion des Zahnes 38 in der Notaufnahme eines Klinikums mit einer akuten Schwellung der rechten Gesichtshälfte vor. Der behandelnde Zahnarzt vermutete zunächst eine Unverträglichkeit auf das verabreichte Lokalanästhetikum (Lidocain) und verabreichte Epinephrin und Kortison, es zeigte sich jedoch keine Besserung unter dieser Therapie.

Auffällig war die Krepitation bei Palpation des geschwollenen Bereichs, dessen Ausdehnung von infraorbital bis submandibulär reichte. Darüber hinaus zeigten sich weder extra- noch intraoral weitere Auffälligkeiten, auch die Vitalparameter waren im Normbereich. Im CT zeigten sich ein ausgedehntes zervikofaziales Emphysem und ein Pneumomediastinum. Neben einer klinischen Überwachung wurde eine Antibiotika-Prophylaxe (Amoxicillin/Clavulansäure und Metronidazol) für sieben Tage durchgeführt, unter der die Schwellung nach fünf Tagen stark zurückging.

Die Luft nimmt den Weg des geringsten Widerstands

Als subkutanes Emphysem bezeichnet man „das Vorhandensein von Luft unter dem Weichteilgewebe, was zu einer Dissektion der Faszien in den betroffenen Bereichen führen kann“ [Brito et al., 2022]. Als Ursachen führen die Forschenden neben zahnärztlichen Eingriffen auch stumpfe Traumata, Infektionen, iatrogene Ursachen bei operativen Eingriffen (beispielsweise einer Laparoskopie), mechanische Beatmungsmaßnahmen oder das Legen einer Magensonde an.

Bei zahnärztlichen Eingriffen steht die Entstehung eines Emphysems häufig mit der Verwendung einer Luftspritze in Verbindung. Diese tritt auf, „weil die Wurzeln der unteren Backenzähne anatomisch mit den sublingualen, submandibulären und bukkalen Räumen verbunden sind. Wenn Luft eingeleitet wird, nimmt sie den Weg des geringsten Widerstands, um die entsprechenden infraorbitalen, zervikalen, lateralen pharyngealen und retropharyngealen Räume zu erreichen“ [Brito et al., 2022].

Auf Krepitationszeichen achten

Ein Emphysem muss den Autoren zufolge nicht immer sofort auftreten, sondern kann auch zeitverzögert in Erscheinung treten. Dabei sei die Krepitation als eindeutiges diagnostisches Zeichen zu werten, während weitere Symptome nicht unbedingt hinzukommen müssten. Im einfachen Röntgenbild könnten sich, ebenso wie im CT, strahlendurchlässige Luftschichten zeigen.

Selten treten lebensbedrohliche Komplikationen auf. Die Autoren erwähnen hier unter anderem eine Erblindung, Trachealkompression, Luftembolie, Mediastinitis und nekrotisierende Fasziitis, weshalb eine prophylaktische Antibiotika-Gabe und Überwachung fallabhängig erwogen werde solle.

Originalpublikation: Brito D, Medeiros C, Caley L. Subcutaneous Emphysema after a Dental Procedure. Eur J Case Rep Intern Med. 2022 Feb 7;9(2):003153. doi: 10.12890/2022_003153. PMID: 35265546; PMCID: PMC8900551,  DOI:10.12890/2022_003153

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