Tag der Zahngesundheit nimmt Eltern in die Pflicht
"Nicht selten lässt sich der Mangel an Zuwendung an den Kinderzähnen ablesen, mit denen die Kinder in die Zahnarztpraxis kommen“, sagte Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK, heute Vormittag in Berlin. Viele von ihnen kämen einfach zu spät. So habe die frühkindliche Karies an den Milchzähnen bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr im Unterschied zur Karies an den bleibenden Zähnen in den vergangenen Jahren an Häufigkeit zugenommen. Die Verbreitung liege zwischen sieben und 20 Prozent.
Polarisierung der Karies
Dabei zeige sich eine deutliche Schieflage bei der Verteilung der Karies auf Kinder aus Familien in sozial schwierigen Lebenslagen. Dies sei ein Signal dafür, dass es diesen Kindern an Fürsorge im Sinne des Vorsorge-Gedankens mangele und das nötige Wissen über Vorsorgemöglichkeiten in diesen Familien nicht vorhanden sei, so Oesterreich weiter.
Die Bundeszahnärztekammer fordert deswegen ein umfangreiches Versorgungskonzept, mit dem Ziel gesetzliche Rahmenbedingungen für einen Zahnarztbesuch ab dem ersten Lebensjahr zu schaffen. Gerade in den ersten Jahren nach Durchbruch der Zähne in den Mund seien diese besonders empfindlich, so Oberarzt Dr. Reinhard Schilke von der Medizinischen Hochschule Hannover.
Nuckelflaschenkaries bleibt ein großes Problem
So habe eine Studie in Hamburg ergeben, dass bereits 15 Prozent der ein- bis zweijährigen Kinder Karies aufwiesen. Davon zeigten 80 Prozent die typische Verteilung der kariösen Zähne, die bei einer sogenannten Nuckelflaschenkaries auftritt. Denn trotz langjähriger Aufklärungsmaßnahmen zur Verhinderung von Nuckelflaschenkaries sei diese nach wie vor weit verbreitet, erläuterte Schilke.
Viele Eltern wüssten weder, welche Rolle die Milchzähne für die physiologische und auch für die neuromotorische Entwicklung spielen, noch, welche Folgen Entzündungen an den Milchzähnen für die gesunde Entwicklung von Körper und Seele haben. Nicht zuletzt entwickelten Kinder, die schon an Milchzahnkaries leiden, auch mehr Karies an den bleibenden Zähnen.
Ein Herz für Zähne - von den Kindern bis zu den Pflegebedürftigen
Der diesjährige Tag der Zahngesundheit befasst sich aber nicht ausschließlich mit Kindern im Vorschulalter, sondern lässt sich insbesondere auch auf die Gruppe der Pflegebedürftigen sowie auf Menschen mit Behinderungen und eingeschränkter Alltagskompetenz übertragen. Deren Anzahl nehme aufgrund des demographischen Wandels kontinuierlich zu, pflegebedürftige oder spezifisch behinderte Menschen könnten aber oftmals nicht mehr in die Zahnarztpraxis kommen, sagt Manuela Schäfer vom GKV-Spitzenverband. Dadurch sei ihr Mundgesundheitszustand im Schnitt schlechter als der der Allgemeinbevölkerung.
Der Tag der Zahngesundheit stellt in Deutschland seit 1991 jährlich am 25. September die Vorsorge, die Verhütung von Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen sowie die Aufklärung und die Förderung von Eigenverantwortung in den Mittelpunkt. Getragen wird der Aktions- und Gedenktag durch lokale und regionale Aktionen zur Aufklärung der Bevölkerung in den Bundesländern.