Trauer um bekannte Ärztin für Obdachlose

Jenny De la Torre ist tot

ao
Allgemeinmedizin
Seit den 1990er Jahren engagierte sich Jenny De la Torre in Berlin für Obdachlose. Nun ist die Ärztin im Alter von 71 Jahren gestorben.

Jenny De la Torre war die wohl bekannteste Ärztin für Obdachlose in Berlin. Sie richtete eine Stiftung und ein Gesundheitszentrum ein. Wie die von ihr gegründete Stiftung bekanntgab, verstarb die Ärztin am 10. Juni in Berlin.

Nach Angaben der Stiftung wurde De la Torre 1954 in Nasca Ica in Peru geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. 1976 kam sie mit einem Stipendium in die DDR, wurde Fachärztin für Kinderchirurgie und promovierte an der Charité. Ab 1994 behandelte sie am Berliner Ostbahnhof obdachlose Menschen.

2002 gründete sie mit dem Medienpreis „Goldene Henne“ die Jenny De la Torre-Stiftung. 2006 eröffnete sie das Gesundheitszentrum für Obdachlose in der Pflugstraße in Berlin-Mitte, das als Anlaufstelle für medizinische, zahnärztliche, psychologische, soziale und rechtliche Hilfe dient.

„Jenny De la Torres Motivation war tief menschlich. Sie glaubte an zweite Chancen, an die Kraft der Gemeinschaft und daran, dass niemand verloren ist, solange jemand an ihn glaubt. Sie begegnete jedem Menschen auf Augenhöhe“, heißt es auf den Seiten der Stiftung. De la Torre habe Obdachlosigkeit als „soziale Krankheit“ angesehen und medizinische Hilfe als ein Menschenrecht.

Für ihr Engagement wurde De la Torre mehrfach ausgezeichnet. 1997 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. 2022 verlieh ihr der Virchowbund die Kaspar-Roos-Medaille für ihre Verdienste um das Ansehen der Ärzteschaft.

„Vorbild für alle Ärztinnen und Ärzte"

„Jenny De la Torre war Vorbild und Inspiration für alle Ärztinnen und Ärzte. Wir halten Ihr Andenken in Ehren. Ihren Angehörigen wünschen wir viel Kraft und Trost in dieser Zeit“, sagte der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte in einem Statement, mit De la Torre verliere Berlin „eine wichtige Stimme im Kampf gegen die Obdachlosigkeit“. Als Ärztin habe sie sich mit großem Einsatz für Menschen in Not eingesetzt.

Der Landesverband Berlin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands würdigte sie als „eine außergewöhnliche Persönlichkeit, deren Vermächtnis weit über ihre und unsere Arbeit hinausstrahlt“. Mit der Schaffung eines Gesundheitszentrums für wohnungslose Menschen habe sie Maßstäbe gesetzt.

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