Trend geht zur vegetarischen Ernährung
Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wollen sich gesund und nachhaltig ernähren. So geht aus dem Ernährungsreport 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hervor, dass der tägliche Verzehr von pflanzlichen Alternativen zu Fleischprodukten deutlich gestiegen ist: 2015 gab noch jeder dritte Befragte (34 Prozent) an, täglich Fleisch zu essen – aktuell ist es nur noch jeder Fünfte (20 Prozent). Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) schränkt den Fleischkonsum bewusst ein.
Das Tierwohl ist den Deutschen wichtig
74 Prozent der Befragten gaben an, gerne zu kochen: 45 Prozent jeden Tag und weitere 36 Prozent 2- bis 3-mal pro Woche. Nur 8 Prozent kochen normalerweise gar nicht.
Generell ist guter Geschmack der wichtigste Grund für den Essenseinkauf: Das nennen 94 Prozent. Eine deutliche Mehrheit (80 Prozent) achtet beim Fleischeinkauf zudem darauf, wie das Tier gehalten wurde, von dem das Lebensmittel stammt.
74 Prozent legen Wert darauf, dass ein Lebensmittel umwelt- und ressourcenschonend produziert, fair gehandelt (73 Prozent) oder ökologisch erzeugt (72 Prozent) wurde. Entsprechend achten 66 Prozent „immer oder meistens“ auf ein Regionalfenster auf dem Lebensmittel, das angibt, aus welcher Region das Produkt stammt; 59 Prozent achten auf das EU-Bio-Siegel und 65 Prozent auf ein Tierwohllabel, das Fleisch aus besonders tiergerechter Haltung kennzeichnet.
91 Prozent stimmten der Aussage „voll und ganz“ oder „eher“ zu, dass sich die Politik mehr für artgerechte Tierhaltung einsetzen soll. 77 Prozent halten es für den Klimaschutz für wichtig, dass die Menschen weniger Fleisch essen. Und gleichzeitig denken 51 Prozent, dass in Restaurants und Kantinen zu wenige Gerichte mit oder aus Bio-Lebensmitteln angeboten werden.
Auch ist die Bereitschaft, für mehr Tierwohl auch mehr zu bezahlen, weiterhin hoch. Unter der Annahme, dass ein Kilogramm Fleisch aus herkömmlicher Produktion 10 Euro kostet, würden 13 Prozent bis zu 12 Euro bezahlen für ein Kilo Fleisch von Tieren, die besser gehalten wurden, als es das Gesetz vorschreibt. 44 Prozent würden dafür bis zu 15 Euro bezahlen, 24 Prozent einen Preis bis zu 20 Euro akzeptieren und 11 Prozent wäre dies sogar mehr als 20 Euro wert.
Ziel des BMEL ist, eine gute und gesunde Ernährung für alle Menschen zu ermöglichen „unabhängig von Einkommen, Bildung oder Herkunft“, betonte Bundesernährungsminister Cem Özdemir bei der Vorstellung des Ernährungsreports am Freitag in Berlin. Hier setze die Ernährungsstrategie der Bundesregierung an, die bis Ende des Jahres verabschiedet werden soll.
Özdemir drängt in dem zuletzt modifizierten Gesetzentwurf weiter auf eine Begrenzung von an Kinder gerichteter Lebensmittelwerbung. Denn: „Werbung hat wesentlichen Einfluss auf das Essverhalten.“ Deshalb müsse an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung, die häufig stark verarbeitete Produkte mit viel Zucker, Fett oder Salz anpreise, „dringend reguliert“ werden, sagte der Grünen-Politiker bei der Bundespressekonferenz.
„Werbung hat wesentlichen Einfluss auf das Essverhalten“
Konkret zielen die Pläne darauf ab, die Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder unter 14 Jahren richtet, gesetzlich zu regulieren. So sollen Werbung und Spots für süße und ungesunde Snacks beispielsweise nicht mehr an Tageszeiten zu sehen sein, an denen viele Kinder Medien nutzen – laut dem modifizierten Gesetzentwurf wäre das wochentags in der Zeit von 17 bis 22 Uhr sowie an Samstagen von 8 bis 11 Uhr und an Sonntagen in der Zeit von 8 bis 22 Uhr.
Ursprünglich sollte die zeitliche Einschränkung von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr gelten, egal ob im TV, Radio oder im Web.
Krankenkassen, Ärztekammern und Ärzteverbände, Fachgesellschaften sowie Verbraucherschützer unterstützen des Gesetzentwurf und pochen darauf, dass die Werbeeinschränkungen möglichst breit ausfallen. Die Süßwarenindustrie spricht jedoch von „unverhältnismäßigen“ und „verfassungsrechtlich bedenklichen Plänen“. Auch die FDP hatte sich gegen ein Werbeverbot für Kinder ausgesprochen.
Das von Özdemir vorgelegte Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie hatte das Kabinett am 21. Dezember 2022 bereits beschlossen. „In Kürze“ solle nun der modifizierte Gesetzentwurf in die Ressortabstimmung gehen, kündigte der Bundesminister an.
Seit 2016 veröffentlicht das BMEL jährlich seinen Ernährungsreport, der auf repräsentativen Umfragen des Instituts Forsa beruht. Für den Ernährungsreport 2023 befragte Forsa 1.001 Deutsche im Alter ab 14 Jahren, und zwar zu Vorlieben beim Essen, der Häufigkeit des Verzehrs bestimmter Lebensmittel, Kriterien bei der Auswahl von Lebensmitteln, Essen außer Haus sowie die Einschätzung der Wichtigkeit unterschiedlicher ernährungspolitischer Ziele. Die Erhebung wurde vom 15. bis 26. Mai 2023 mithilfe computergestützter Telefoninterviews durchgeführt.